Hans Weigoldt
Palmstraße 37, Wilsdruffer VorstadtHIER WOHNTE
HANS WEIGOLDT
JG. 1936
ZEUGE JEHOVAS
VATER 1937 ERMORDET
MUTTER INHAFTIERT
STIEFVATER 1942
HINGERICHTET
ÜBERLEBT
Weitere Stolpersteine in Palmstraße 37:
Schäfer, Walter Karl
Schäfer, Hildegard
Weigoldt, Fritz
Hans Weigoldt wurde am 9. September 1936 in Dresden als Sohn von Hildegard Weigoldt, geborene Hempel (1914–2004), und dem Tischler Fritz Weigoldt (1911–1937) geboren. Die Familie wohnte in der Palmstraße 37.
Seine Eltern gehörten der kurz nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933 verbotenen Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas an. Drei Monate nach seiner Geburt beteiligten sich diese an einer reichsweiten Flugblattaktion, mit der die Jehovas Zeugen gegen ihre Verfolgung durch das NS-Regime protestierten. Deshalb wurde Fritz Weigoldt am 25. März 1937 festgenommen und in der Polizeihaft so brutal gefoltert, dass er im Juni 1937 im Dresdner Polizeigefängnis starb. Damit war Hans Weigoldt bereits mit neun Monaten Halbwaise.
Ein halbes Jahr später wurde seine Mutter vom Sondergericht Freiberg zu 4 Monaten Haft verurteilt, die sie am 3. Januar 1938 antreten sollte. Da sich Hildegards Eltern Helene Hempel und Walter Hempel (1895–1967) als aktive Mitglieder der Religionsgemeinschaft zu der Zeit selbst in Haft befanden, sah sich Hildegard Weigoldt gezwungen, ihre Haftstrafe zusammen mit ihrem einjährigen Sohn Hans anzutreten. Weil ihr die gemeinsame Haft nicht gestattet wurde, brachte sie ihn – bis zu ihrer Haftentlassung im Mai 1938 – bei ihren Schwiegereltern unter.
Am 17. Januar 1942 heiratete Hildegard Weigoldt Walter Schäfer (1910–1942), einen Freund ihres verstorbenen Mannes und ebenfalls Zeuge Jehovas. Hans Weigoldt erhielt nun einen Stiefvater. Walter Schäfer, ebenfalls als Zeuge Jehovas im Untergrund aktiv, wurde als Kriegsdienstverweigerer am 26. September 1942 in Brandenburg-Görden hingerichtet. Der sechsjährige Hans Weigoldt hatte zum zweiten Mal einen Vater verloren.
Ein gutes Jahr später, im November 1943, wurde seine Mutter erneut verhaftet, weil sie sich heimlich mit anderen Gläubigen zum Studium der Bibel getroffen und Druckmaterial aufbewahrt hatte, mit dem illegale Glaubensschriften hergestellt wurden. Nach ihrer Verurteilung zu einer siebenjährigen Haftstrafe war sie bis zur Befreiung am 8. Mai 1945 im Frauenzuchthaus Waldheim inhaftiert. Hans Weigoldt und seine 1942 geborene Halbschwester Ingrid waren in der Zwischenzeit bei anderen Zeugen Jehovas untergebracht.
Trotz des Verbots der Religionsgemeinschaft in der DDR und der Verurteilung seines Großvaters Walter Schäfer ließ sich Hans Weigoldt 1951 heimlich in einer Badewanne als Zeuge Jehovas taufen. Aufgrund seiner drohenden Verhaftung floh er Anfang 1956 aus der DDR nach München. Dort heiratete er 1957 Monika Rotzsch. Ihr gemeinsamer Sohn Michael Weigoldt wurde 1959 geboren. Hans Weigoldt starb am 14. Dezember 1996 im Alter von 60 Jahren in München.
T. Martin Krüger
Quellen
Unterlagen aus Privatbesitz
Telefoninterview mit Michael Weigoldt, 14.9.2024
Putzpate:
zu vergeben
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