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Walter Karl Schäfer

Palmstraße 37, Wilsdruffer Vorstadt

HIER WOHNTE
WALTER KARL
SCHÄFER
JG. 1910
ZEUGE JEHOVAS
VERHAFTET 1942
KRIEGSDIENST VERWEIGERT
HINGERICHTET 26.9.1942
BRANDENBURG-GÖRDEN



Weitere Stolpersteine in Palmstraße 37:
Schäfer, Hildegard
Weigoldt, Fritz
Weigoldt, Hans

Walter Schäfer wurde am 28. November 1910 in Dresden geboren. Mit seinen Eltern Johann Georg Schäfer und Klara Frieda Schäfer, geborene Lenk, wohnte er in der Merbitzer Straße 43. Durch sie kam Walter Schäfer in Kontakt mit der Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas und war dort seit 1930 in einer Jugendgruppe aktiv. Er erhielt eine Ausbildung zum Kunstmaler, war aber später arbeitslos.
Nachdem die Religionsgemeinschaft im April 1933, kurz nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten, in Sachsen verboten worden war, hielt Walter Hempel an seiner religiösen Überzeugung fest. Im Dezember 1936 beteiligte er sich in Dresden an der reichsweiten Verbreitung von Flugblättern, die die Verfolgung der Zeugen Jehovas durch das NS-Regime enthüllte. Von seinem Jugendfreund Fritz Weigoldt (1911–1937) erhielt er die nun illegalen Schriften der Zeugen Jehovas und leitete diese als Kurier an Mitgläubige weiter. Eine Woche nach dessen Verhaftung kam auch Walter Schäfer am 1. April 1937 in Dresden in Polizeihaft, Anfang September 1937 erfolgte die Überstellung in das Gerichtsgefängnis Freiberg. Am 8. September 1937 verurteilte das Sondergericht Freiberg ihn wegen der Flugblattverteilung zu einer Haftstrafe von einem Jahr und drei Monaten. Wie aus dem Urteil hervorgeht, hatte er auch die Teilnahme an Reichstagswahlen verweigert und war einmal geschlagen worden, weil er den Fahnengruß ablehnte. Seine Haftstrafe verbüßte er bis Anfang Juli 1938 in der Gefangenenanstalt Bautzen.
Walter Schäfer heiratete am 17. Januar 1942 Hildegard Weigoldt, geborene Hempel (1914–2004), die Witwe seines 1937 in Polizeihaft verstorbenen Freundes Fritz Weigoldt. Beide wohnten nun in der Palmstraße 37 in Dresden. Anfang März 1942 wurde Walter Schäfer trotz seiner Vorstrafe wieder als wehrwürdig eingestuft und erhielt zum 19. Mai 1942 einen Stellungsbefehl, dem er nachkam. Zwei Tage später verweigerte er in der Dresdner Grenadierkaserne in der Carola-Allee (heute: Stauffenbergallee) aus Glaubensgründen die Beteiligung am Krieg. Er wurde sofort verhaftet und im Juli 1942 in das Untersuchungsgefängnis Berlin-Moabit verlegt. Am 21. August 1942 verurteilte der vierte Senat des Reichskriegsgerichts ihn in Berlin-Charlottenburg zum Tode. Am 26. September 1942 wurde er in der Hinrichtungsstätte Brandenburg-Görden enthauptet. Ein Tagebuch und bewegende Briefe aus der Todeszelle an seine Frau und seine Eltern sind erhalten geblieben. Noch während seiner Haft brachte seine Frau am 1. Juni 1942 eine Tochter zur Welt, die ohne Vater aufwachsen musste.

T. Martin Krüger

Quellen
Arolsen Archives, ITS Digital Archive, Teilbestand 1.2.2.1 Listenmaterial Gruppe P. P./ Auszüge aus den Sterbebüchern des Zuchthauses und der Sicherungsanstalt Brandenburg-Görden / 11831469 (Sterbeurkunde Walter Schäfer)

Bundesarchiv – Militärarchiv: Prag-Film MFB 2 / M 1008/A51 (Urteil 1942)

Sächsisches Staatsarchiv – Hauptstaatsarchiv Dresden: 11027 Sondergericht Freiberg, Karton 413, Kms/SG 665/37 (Urteil 1937)

Unterlagen aus Privatbesitz

Marcus Herrberger (Hg.), Denn es steht geschrieben: „Du sollst nicht töten!“ Die Verfolgung religiöser Kriegsdienstverweigerer unter dem NS-Regime mit besonderer Berücksichtigung der Zeugen Jehovas (1933–1945), Wien 2005, S. 282 (auszugsweiser und anonymisierter Abdruck einige Haftbriefe Walter Schäfers aus Privatbesitz)
Am 28. September 2015 wurde in der Rudolf-Leonhard-Straße 36 in Dresden-Neustadt wegen einer Namensverwechslung versehentlich ein Stolperstein für Walter Schäfer verlegt. 2025 wurde der Stolperstein in der Palmstraße 37 neu verlegt – zusammen mit einem Stolperstein für Walter Schäfers Witwe Hildegard Schäfer, deren ersten Ehemann Fritz Weigoldt und seinen Stiefsohn Hans Weigoldt.

Putzpate:
bereits vergeben

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