Fritz Weigoldt
Palmstraße 37, Wilsdruffer VorstadtHIER WOHNTE
FRITZ WEIGOLDT
JG. 1911
ZEUGE JEHOVAS
VERHAFTET 25.3.1937
POLIZEIGEFÄNGNIS DRESDEN
GEFOLTERT
ERMORDET MAI/JUNI 1937
Weitere Stolpersteine in Palmstraße 37:
Schäfer, Walter Karl
Schäfer, Hildegard
Weigoldt, Hans
Friedrich, genannt Fritz, Weigoldt wurde am 26. April 1911 in Dresden geboren. Er lebte bei seinen Eltern Georg und Frieda Weigoldt in Dresden-Briesnitz und erlernte den Beruf des Tischlers. Nach Beginn der Weltwirtschaftskrise war er seit 1930 arbeitslos. Am 20. August 1935 heiratete er Hildegard Hempel (1914–2004) und wohnte mit ihr in der Dresdner Palmstraße 37. Am 9. September 1936 wurde ihr Sohn Hans Weigoldt (1936–1996) geboren.
Fritz Weigoldt war Mitglied der Dresdner Gemeinde der Zeugen Jehovas, die in Sachsen am 18. April 1933 verboten wurden. Im Dezember 1936 beteiligte er sich mit seiner Frau an der massenhaften Verbreitung von Flugblättern, die die brutale Verfolgung durch das NS-Regime öffentlich machten. Als Leiter einer Gruppe von Gläubigen leitete er deren Spenden weiter. Laut Haftbefehl überbrachte er von November 1936 bis Februar 1937 monatlich je ein Päckchen illegal hergestellter Ausgaben der Zeitschrift „Der Wachtturm“ an den befreundeten Walter Schäfer (1910–1942) zur weiteren Verbreitung.
Am 25. März 1937 wurde Fritz Weigoldt verhaftet und Mitte April 1937 vom Dresdner Polizeigefängnis in der Schießgasse in das Untersuchungsgefängnis in der George-Bähr-Straße 5 überstellt, wo ein Ermittlungsrichter einen Haftbefehl gegen ihn erließ. Trotz des laufenden Justizverfahrens erwirkte die Gestapo Ende Mai 1937 seine „Rücküberstellung“ in Polizeihaft. Dort wurde Fritz Weigoldt so brutal gefoltert, dass er starb.
Der offizielle Totenschein vom 10. Juni 1937 datierte seinen Tod auf den 6. Juni 1937. Im Einäscherungsregister des Urnenhains Dresden-Tolkewitz ist „erhängt“ als Todesursache angegeben. Seine Witwe Hildegard Weigoldt erhielt jedoch seinen Anzug blutverschmiert in Packpapier mit der Aufschrift „Zur Aufhebung Fritz Weigoldt gehörig, Anzug und dergleichen. 29. Mai 1937“ zurück.
Die Dresdner Gestapo, die unliebsame Äußerungen vermeiden wollte, verbat, eine Grabrede zu halten, und überwachte die Beerdigung von Fritz Weigoldts Urne am 11. Juni 1937 auf dem Neuen Annenfriedhof in Dresden-Löbtau. Weil sie davon ausging, dass ihr Mann bereits im Mai 1937 durch Polizeifolter gestorben war und dies auch anderen erzählte, musste Helene Weigoldt (später Schäfer) sich noch im Jahr seines Todes vor dem Sondergericht Freiberg wegen Beamtenbeleidigung verantworten. 1962 wurde Fritz Weigoldts Sohn in einem Vergleich mit dem Bayrischen Landesentschädigungsamt eine einmalige Entschädigung von 3 000 DM „zur Befriedigung der geltend gemachten Entschädigungsansprüche für Schaden an Leben“ zugesprochen.
T. Martin Krüger
Quellen
Sächsisches Staatsarchiv – Hauptstaatsarchiv Dresden: 11027 Sondergericht Freiberg, Karton 351, 3 Js/SG 417/37 (Ermittlungsverfahren)
Stadtarchiv Dresden: 6.4.25 (Standesamt/Urkundenstelle)-1.4.2 (Standesamt I, Sterbebücher (Zweitbücher))-148 (Nr. 1607/1937); 9.1.24 (Städtisches Friedhofs- und Bestattungswesen – Krematorium Tolkewitz und Urnenhain)-374 (Einäscherungsregister, Nr. 58224/1937)
Unterlagen aus Privatbesitz
Putzpate:
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