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Friedrich Langhorst

Carl-Zeiss-Str. 46, Trachau

HIER WOHNTE
FRIEDRICH
LANGHORST
JG. 1872
IM WIDERSTAND / SPD
VERHAFTET 15.2.1935
POLIZEIPRÄSIDIUM DRESDEN
ERMORDET 16.2.1935



Weitere Stolpersteine in Carl-Zeiss-Str. 46:
Langhorst, Johanna Emilie

Geb. 15.4.1872 in Espelkamp, Kreis Lübbecke (Ostwestfalen). Von Beruf Schuhmacher, arbeitete 1890 in Minden. In den 1890er-Jahren Bergmann in Krefeld. 1892-1894 2.Kassierer, 1897 Vorsitzender des Sozialistischen Volksvereins Krefeld. Arbeitete ab 1900 auf Oberhausener Zechen. 1900-1901 Redakteur der „Bergarbeiter-Zeitung“ des „Deutschen Berg- und Hüttenarbeiterverbandes“ mit Sitz in Bochum. Langhorst selbst wohnte im benachbarten Essen und war gleichzeitig (1900) Vorsitzender des Gewerkschaftskartells Essen. 1902 zog er als Redakteur des ,,Volksblattes" nach Aachen. 1903 im Auftrag des Bergarbeiterverbandes als Rechtssekretär nach Staßfurt. 1906-1908 Bezirksleiter des Verbands der Bergarbeiter für Bernburg und Zwickau. 1909-1912 als Arbeitersekretar der Gewerkschaften in Harburg (Elbe) für Rechtsberatung und Sozialpolitik verantwortlich. 1912-1925 Bezirksleiter des Bergarbeiterverbandes in Zwickau. 1919-1924 Stadtverordneter Zwickau. 1920-1926 Mitglied des Sächsischen Landtages. Schrieb das Buch „Aus der Geschichte des sächsischen Bergbaues und seiner Arbeiter“, welches er 1924 in Zwickau im Selbstverlag veröffentlichte. Seit dem 1.4.1925 „Vertrauensmann“ der Sächs. Knappschaft Freiberg mit Büro in Dresden, Wettiner Straße 15.
Seit 1900 mit der aus Staßfurt stammenden Johanna Emilie Weidner verheiratet. Sie hatten drei Kinder: Johannea, geb. 1902 in Aachen, Fritz, geb. 15.4.1908 in Zwickau, Heinrich [genannt Heinz oder Heini], geb. 15.4.1911 in Harburg.
Mai 1933 wurde Friedrich Langhorst aus seiner Stellung bei der Knappschaft von den Nationalsozialisten entlassen. Die Widerstandsarbeit begann im Sommer 1934. Friedrich und Heinrich Langhorst trafen sich im Sommer 1934 mit dem früheren Dresdener Reichsbannerführer Hans Thiele, der im tschechoslowakischen Bodenbach im Exil lebte. Das Treffen fand im Volkshaus Bodenbach statt. Die drei vereinbarten die Versorgung der Langhorsts mit illegalem Material. Anfangs holten die Langhorsts Zeitungen und Druckschriften selbst in Bodenbach ab oder wurden von einem Kurier aus Bodenbach beliefert. Später waren es so viele Zeitungen und Schriften, dass sie nicht mehr mit Kurier geliefert werden konnten, sondern von Bodenbach aus mit Bahnfracht nach Dresden transportiert wurden. Die Langhorsts verteilten mit ihrer Gruppe vor allem die ,,Sozialistische Aktion" (eine auf Dünndruckpapier hergestellte sozialdemokratische Zeitung), gelegentlich auch den ,,Neuen Vorwärts", das sozialdemokratische Exilorgan, Broschüren, wie Gerhart Segers Schrift über das KZ Oranienburg (,,Erster authentischer Bericht eines aus dem Konzentrationslager geflohenen") und Klebezettel, die teils selbst hergestellt wurden (,,Alle sagen - Hitler schlagen", ,,Das Urteil der Welt: Hitler-öffentlicher Feind Europas Nr. 1"}. Der Vater und die beiden Söhne Langhorst hatten sich die Arbeit aufgeteilt: Friedrich belieferte vor allem ältere Genossen aus der SPD und der Gewerkschaftsbewegung mit illegalem Material, Fritz und Heinrich teilten sich die Stadtbezirke untereinander auf. Namentlich bekannt sind an die 20 Mitglieder der Gruppe, die alle 4 Wochen 20-50 Zeitungen geliefert bekamen und auf verschiedene Weise verteilten: entweder an Bekannte, oder aber durch sogenannte Streuaktionen. Die Zeitungen wurden von Brücken geworfen oder bei Fahrradfahrten auf die Straßen oder in Hauseingänge geworfen, manchmal wurde das Material auch an Straßenmauern geklebt. Solche Aktionen lassen sich nachweisen in Laubegast, Mickten, Kaditz, Briesnitz, Löbtau. Darüber hinaus wurde für die Familien von Inhaftierten gesammelt.
Am 15.2.1935 wurden die Langhorsts verhaftet. Friedrich Langhorst starb noch in der Nacht auf den 16.2.1935 in der Haft. Die Gestapo behauptete, er habe Selbstmord durch Erhängen begangen. Seine Frau bestritt dies, nachdem sie die Leiche ihres Mannes gesehen hatte. Auch die meisten Mitglieder der Langhorst-Gruppe konnten sich einen Selbstmord nicht vorstellen, wollten ihn aber andererseits auch nicht völlig ausschließen. Friedrich Langhorst könnte Selbstmord begangen haben, um kein Mitglied seiner Gruppe unter Folter zu verraten. Seine Leiche wurde am 25. oder 26.2.1935 in Tolkewitz eingeäschert und unter großer Anteilnahme seiner früheren Kollegen beerdigt.

Die Verlegung der Stolpersteine für das Ehepaar Langhorst wurde 2024 vom DGB Stadtverband Dresden initiiert.

Quellen:
Handbuch des Vereins Arbeiterpresse. Hg. vom Vorstand des Vereins Arbeiterpresse. Dritter Jahrgang 1914. Berlin: 1914, , S. 552.

Handbuch des Vereins Arbeiterpresse, Hrsg. vom Vorstand des Vereins Arbeiterpresse, Vierte Folge 1927. Berlin o.J., S. 323.

Richard und Wally Hartmann: An die Widerstandsforschungsstelle der VVN, Freital 14.7.1949. Bezirkstag, Rat des Bezirkes Dresden, VdN Akten Nr. 2605, Bl., 47-49.

Anklageschrift des Generalstaatsanwalts beim OlG Dresden, 19.2.1935. Bundesarchiv (BA) Berlin, DY 55 V 287/422.

Urteil des VGH 10.10.1936, BA Berlin NJ 055576, Bd. 3

Bericht Richard und Wally Hartmann, BA Berlin DY 55 V 241/7142.

Edgar Hahnewald: Bericht über die Widerstandsgruppe Gebr. Langhorst, Dresden, BA Berlin Dy 55 V/241, 7142.

Sächsisches Staatsarchiv, Hauptstaatsarchiv Dresden, 11430, Bezirkstag, Rat des Bezirkes Dresden, VdN-Akten Nr. 4484

Dresdner Adressbücher https://adressbuecher.sachsendigital.de/ [10.11.23]

Willy Buschak: Katharina Ursula und Heinrich Langhorst. In: Auf Spurensuche. Demokratiegeschichten in Dresden, hrsg. von Justus H. Ulbricht. Dresden 2022, S. 16-17.

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