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Johanna Emilie Langhorst

Carl-Zeiss-Str. 46, Trachau

HIER WOHNTE
JOHANNA EMILIE
LANGHORST
GEB. WEIDNER
JG. 1870
IM WIDERSTAND / SPD
VERHAFTET 15.2.1935
POLIZEIPRÄSIDIUM DRESDEN
ENTLASSEN 23.2.1935



Weitere Stolpersteine in Carl-Zeiss-Str. 46:
Langhorst, Friedrich

Johanna Emilie Weidner wurde am 12.05.1870 in Stassfurt geboren und erlernte den Beruf einer Plätterin.
Sie selbst schreibt:
„Seit 1895 stand ich in der Arbeiterbewegung (Besuch des Gesangvereins und der Diskutierabende in Stassfurt). Im Jahr 1900 heiratete ich den Gewerkschaftssekretär Friedrich Langhorst (…) Wir siedelten nach Essen über, später nach Aachen. Dort war mein Mann Redakteur (…) Später zogen wir nach Stassfurt, wo mein Mann im Bergarbeiterverband als Gewerkschaftssekretär tätig war. Nachher bekleidete er in Bernburg/Anhalt und Zwickau denselben Posten. Anschließend siedelten wir nach Harburg/Elbe um (…) Im Jahre 1912 verzogen wir nach Zwickau. Dort arbeitete mein Mann als Gewerkschaftssekretär der Bergarbeiter. 1924 wurde er als Direktor an die sächsische Knappschaft nach Freiberg berufen. 1925 zogen wir nach Dresden um. Mein Mann war bis 1933 in Freiberg tätig und wurde am 1. Mai 1933 fristlos entlassen, ebenso mein Sohn Friedrich, der in Leipzig bei ASW tätig war.
Als wir 1900 heirateten, war mein Mann bereits politisch in der SPD und freigewerkschaftlich organisiert. Ich selbst bin seit 1899 in der SPD politisch organisiert gewesen. Seit ca. 1907 gehörten wir dem Konsumverein an. Ab 1922 (Anm: tatsächlich ab 1920) war mein Mann Landtagsabgeordneter der SPD.
Nach 1933 arbeiteten sowohl mein Mann als auch meine beiden Söhne Friedrich (Anm.: genannt Fritz, geboren am 15.4.1908 in Zwickau) und Heinrich (Anm.: auch Heinz oder Heini, geboren am 15.4.1911 in Harburg) illegal, indem sie Zeitungen aus der Tschechei herüberholten und verteilten.
Am 15.2.1935 wurden wir, mein Mann, meine beiden Söhne, meine Tochter (Johanna geboren 1902) und ich nachts verhaftet und nach dem Polizeipräsidium gebracht. Mein Mann ist am nächsten Tag dort umgekommen. Meine Tochter und ich wurden nach acht Tagen aus der Haft entlassen, mein Sohn Friedrich zu vier Jahren und mein Sohn Heinrich zu drei Jahren Zuchthaus wegen Vorbereitung zum Hochverrat verurteilt, die sie voll abgebüßt haben. Am 1.12.42 wurden meine beiden Söhne zum Strafbat. 999 (Heuberg) eingezogen und sind dort beide im April 1943 umgekommen. – Am 13.2.45 bin ich mit meiner Tochter total ausgebombt worden … “
Die Familie wohnte in Dresden, zunächst in der Wettiner Str. 15, ab 1932 in der Laurinstr. 4, nach der Entlassung Friedrich Langhorsts 1933 in Dresden-Trachau in der Carl-Zeiß-Str. 46.
Nach dem Tod des Vaters zog die Familie in die König-Albert Straße 26. Sohn Fritz heiratete Flora Hilbenz (* 25.9.1908) und bekam mit ihr eine Tochter Thea (*29.9.1940). Die junge Familie blieb bei Mutter und Schwester wohnen, wie auch Bruder Heinrich mit seiner Frau Katarina Ursula Lauer, die er kurz vor seiner Einberufung heiratete. Ihr Sohn Heinrich Thomas kam am 16. Juli 1943 zur Welt. Doch seine Frau kam mit dem Sohn am 13. Februar 1945 ums Leben.
Johanna Emilie Langhorst wurde erst am 25.5.1951 die Anerkennung durch die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes als Hinterbliebene eines Verfolgten zuteil. Der oben zitierte Lebenslauf war offensichtlich die Begründung dafür, denn ihm wurden „3 Bürgschaften über meine antifaschistische Haltung während der Nazizeit“ beigefügt.
Wenige Wochen danach, am 9.9.1951 starb Johanna Emilie Langhorst.

Die Verlegung der Stolpersteine für das Ehepaar Langhorst wurde 2024 vom DGB Stadtverband Dresden initiiert.

Quellen:
Handbuch des Vereins Arbeiterpresse. Hg. vom Vorstand des Vereins Arbeiterpresse. Dritter Jahrgang 1914. Berlin: 1914, , S. 552.

Handbuch des Vereins Arbeiterpresse, Hrsg. vom Vorstand des Vereins Arbeiterpresse, Vierte Folge 1927. Berlin o.J., S. 323.

Richard und Wally Hartmann: An die Widerstandsforschungsstelle der VVN, Freital 14.7.1949. Bezirkstag, Rat des Bezirkes Dresden, VdN Akten Nr. 2605, Bl., 47-49.

Anklageschrift des Generalstaatsanwalts beim OlG Dresden, 19.2.1935. Bundesarchiv (BA) Berlin, DY 55 V 287/422.

Urteil des VGH 10.10.1936, BA Berlin NJ 055576, Bd. 3

Bericht Richard und Wally Hartmann, BA Berlin DY 55 V 241/7142.

Conrad Hahnewald: Bericht über die Widerstandsgruppe Gebr. Langhorst, Dresden, BA Berlin Dy 55 V/241, 7142.

Sächsisches Staatsarchiv, Hauptstaatsarchiv Dresden, 11430, Bezirkstag, Rat des Bezirkes Dresden, VdN-Akten Nr. 4484

Dresdner Adressbücher https://adressbuecher.sachsendigital.de/ [10.11.23]

Willy Buschak: Katharina Ursula und Heinrich Langhorst. In: Auf Spurensuche. Demokratiegeschichten in Dresden, hrsg. von Justus H. Ulbricht. Dresden 2022, S. 16-17.

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