Details

Julia (Julie) Altmann

Schlüterstr. 23, Striesen

HIER WOHNTE
JULIA ALTMANN
GEB. LEVY
VERW. LÖWENSTEIN
JG. 1888
INTERNIERT 1942
DRESDEN-HELLERBERG
DEPORTIERT 1943
AUSCHWITZ
ERMORDET 3.3.1943



Weitere Stolpersteine in Schlüterstr. 23:
Altmann, Berthold

Julia Altmann, geb. Levy, verw. Löwenstein, wurde am 18.04.1888 in Altenkirchen/Rheinland geboren als jüngste von zehn Geschwistern. In erster Ehe war sie verheiratet mit Karl Löwenstein (21.08.1884 - 09.01.1918, Hameln), der jedoch 1918 an Tbc verstarb.
Aus dieser Ehe gingen zwei Kinder, Richard Werner und Gerda, hervor. Der Sohn Richard Werner wurde am 28.12.1911 in Duisburg im Hause seiner Tante geboren. Die Tochter Gerda wurde am 22.07.1913 geboren.
Julia Löwenstein zog nach dem Tod ihres Mannes mit den Kindern von Hameln nach Altenkirchen, wo sie zwei Jahre lang zusammen mit Kusinen im Geschäft ihrer Tante arbeitete.1921 zog sie nach Dresden und kaufte dort eine Stickereifabrik, die Dresdner Kurbelstickerei in der Bankstraße 13, wo die Familie auch wohnte. Verwandte hatte sie nicht in Dresden. 1923 heiratete sie Berthold Altmann, unter dessen Namen die Firma bis 1935 im Dresdner Adressbuch genannt wird.
Die Tochter Gerda litt derart unter dem aufkommenden Antisemitismus, dass sie depressiv wurde und sich am 05.02.1933 das Leben nahm.
Sohn Richard Werner begann nach dem Abitur an der Kreuzschule eine Lehre im Kaufhaus Alsberg. Mit der Gleichschaltung 1933 wurde er entlassen und ging nach Altenburg/Thür., wo sein Onkel Albert Levy Eigentümer des Kaufhauses M. & S. Cohn war. Richard Werner Löwenstein wird 1934 erwähnt als Mitglied des Israelischen Armen- Unterstützungsvereins. Mit Hilfe der Eltern gelang ihm am 7.12.1936 die Flucht nach Port Elizabeth, Südafrika.
1935 zog das Ehepaar Altmann in die Schlüterstraße 23. Ab 1940 wurden sie jedoch in verschiedene Judenhäuser in Dresden verwiesen: Semperstraße 4, Amalienstraße 19 und Altenzeller Straße 32. Der jüdische Besitzer des Hauses Semperstraße 4 konnte emigrieren, wodurch das Haus unter nationalsozialistische Verwaltung geriet. In der Altenzellerstraße 32 wurden sie besonders drangsaliert. 19 Hausdurchsuchungen führte die Gestapo dort durch, so berichtet Viktor Klemperer.
Eine kurze Nachricht, die über das Rote Kreuz vermittelt wurde, belegt, dass die Eltern weiter in Kontakt mit dem Sohn standen. Sie schrieben am 04.03.42: „… Wohnen jetzt Amalienstraße 19. Wir arbeiten beide in der Fabrik…“. So verschlüsselten sie, dass sie Zwangsarbeit leisten mussten.
Am 23./24.11.1942 wurde das Ehepaar im Judenlager Hellerberg/Dresden interniert. Dieses Arbeitslager wurde im November 1942 für etwa 300 Insassen eröffnet und war bekannt für seine sehr schlechten sozialen und sanitären Bedingungen. Es stand bei der Gründung schon fest, dass die Bewohner bei Auflösung des Lagers alle deportiert werden würden. Am 2.3.1943 wurden Julia Altmann und ihr Mann zusammen mit etwa 350 Gefangenen nach Auschwitz deportiert, wo sie sofort vergast wurden (Todesdatum 3.3.1943).
In einem Zeitzeugen-Interview der USC Shoah Foundation berichtete Richard Werner Löwenstein 1996 in Südafrika über die Geschichte seiner Familie. Er hatte versucht, seine Eltern ebenfalls nach Südafrika zu holen, was durch einen Betrug mit hohem finanziellem Verlust leider misslang. Er gründete zunächst einen Zeitschriftenverleih, später eine Buchhandlung. Mit seiner Frau Bessie Rebecca hatte er zwei Töchter, Carol und Judy. 1996 lebte Carol mit ihrem Ehemann und zwei Töchtern in Großbritannien, Judy mit ihrem Mann, zwei Söhnen und einer Tochter in den USA. Richard Werner Löwenstein starb am 28. Mai 2007 in Seattle, USA.
Die Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Dresden-Blasewitz hat sich zur Aufgabe gesetzt, durch die Verlegung von Stolpersteinen auf dem Gemeindegebiet an die Verfolgten des Naziregimes zu erinnern, so wie für Julia und Berthold Altmann im Jahr 2024.
Quellen:
1. Historische Adressbücher Dresden 1938- 1942 https://digital.slub-dresden.de

2. Historische Adressbücher Hameln http://www.addressbuecher.net/addressbook/entry/547482251e6272f5d2234450

3. Die jüdische Gemeinde Hameln http://www.gelderblom-hameln.de/judenhameln/gemeinden/gemhameln2.html

4. Arolsen-Archiv https://collections.arolsen-archives.org/de/archive/7-5-4_754200110

5. Gedenkbuch https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/

6. Buch der Erinnerung, Juden in Dresden- deportiert, ermordet, verschollen, 1933- 1945 Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Dresden e.V. Arbeitskreis Gedenkbuch, 2006

7. Stadtwiki Dresden https://www.stadtwikidd.de/wiki/Judenhäuser

8. Nora Goldenbogen, „Man wird keinen von ihnen wiedersehen. Die Vernichtung der Dresdner Juden 1038 -1945“ in Hannes Heer (Hrsg.), Im Herzen der Finsternis. Victor Klemperer als Chronist der NS-Zeit, Berlin 1957

9. Mapping the Lives- A Central Memorial for the Persecuted in Europe 1933-1945

10. www.geni.com



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