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Gertrude Friedländer

Bärensteiner Straße 28b, Blasewitz

HIER WOHNTE
GERTRUDE
FRIEDLÄNDER
GEB. WECHSNER
JG. 1890
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
1943 AUSCHWITZ
ERMORDET



Weitere Stolpersteine in Bärensteiner Straße 28b:
Friedländer, Fedor

Gertrude Friedländer wurde am 1. Juni 1890 in London als Gertrude Wechsner geboren. Dorthin war ihre Mutter Margarethe Wechsner, geborene Löffler (1861–1891), nach der Hochzeit in Dresden ihrem Mann gefolgt. Heinrich Wechsner (1860–1925), ein nach Großbritannien emigrierter Stockmacher, kam aus Krakau (heute: Krákow, Polen). Gertrude Wechsners Mutter, eine Lehrerin, war in Dresden geboren worden, wo deren Vater Abraham Löffler als Kantor in der jüdischen Gemeinde wirkte. Da dieser ebenfalls aus Krakau stammte, waren die Familien möglicherweise freundschaftlich miteinander verbunden.
Als Gertrude Wechsner ein Jahr alt war, starb ihre Mutter. Mit Anfang zwanzig zog sie, mutmaßlich zusammen mit ihrer ein Jahr älteren Schwester Esther Elsie Wechsner (verheiratete Koretz, 1889–verschollen) und ihrem Vater, von London nach Dresden. Ihre Schwester betrieb seit 1913 ein Schokoladen- und Zuckerwarengeschäft in der Wintergartenstraße 57. Da Gertrude Wechsner als Verkäuferin arbeitete, erscheint es möglich, dass sie im Geschäft ihrer Schwester beschäftigt war. Als der Vater am 7. August 1925 starb, ließen ihn die Schwestern auf dem Neuen Jüdischen Friedhof in Dresden bestatten.
Am 2. Mai 1926 heiratete Gertrude Wechsner in der Dresdner Synagoge Fedor Friedländer (1891–1943). Die ersten Ehejahre lebte das Paar mutmaßlich zur Untermiete, bis es 1930 in der Frauenstraße 14 in der Dresdner Altstadt eine eigene Wohnung bezog. Ob Gertrude Friedländer nach ihrer Heirat berufstätig blieb, ist nicht bekannt. 1937 bezog sie mit ihrem Mann kurzzeitig eine Betriebswohnung der Firma Mimosa in der Bärensteiner Straße 28. Als Fedor Friedländer zu Beginn des Jahres 1938 aufgrund der NS-Rassegesetze seine dortige Anstellung verlor, nahm Chaja Hofstein die Eheleute in ihrer Wohnung Altstriesen 27 zur Untermiete auf. Lange konnte das Paar dort nicht bleiben, da ihrer – ebenfalls als „jüdisch“ verfolgten – Vermieterin Anfang 1939 die Flucht nach Brasilien gelang. Anschließend musste Gertrude Friedländer mit ihrem Mann in ein so genanntes „Judenhaus“ in der Röhrhofgasse 16 ziehen. Dort war auch ihre Schwester mit ihrem Ehemann Arthur Koretz zwangsweise untergebracht. Gertrude und Fedor Friedländer wurden am 28. Juli 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. In einem Transport mit tausend Insassinnen und Insassen des Ghettos wurde das Paar am 29. Januar 1943 in das Konzentrations- und Vernichtungslager Ausschwitz eingewiesen. Dort wurde Gertrude Friedländer ebenso wie ihr Mann zu einem nicht näher bekannten Zeitpunkt im Laufe des Jahres 1943 ermordet. Schwester und Schwager wurden mutmaßlich am 21. Januar 1942 in das Ghetto Riga deportiert und gelten als verschollen.

Birgit Sack

Quellen
Ancestry: Rio de Janeiro, Einwanderungskarten, Chaja Hofstein https://www.ancestrylibrary.de/imageviewer/collections/9800/images/004847816_00151 (9.4.2025)

Friedländer, Gertrude, in: Bundesarchiv (Hg.), Gedenkbuch. Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945, https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de870307 (9.4.2025)

Gertrude Friedländer, in: Terezín Memorial, https://www.pamatnik-terezin.cz/prisoner/te-friedlander-gertrude (9.4.2025)

Historische Adressbücher, Dresden, https://www.saxorum.de/adressbuecher

Wechsner Hirsch [07.08.1925], Digitale Edition ? Jüdischer Friedhof Dresden, neuer Friedhof, Fiedlerstraße 3, dr2-10507, http://www.steinheim-institut.de/cgi-bin/epidat?id=dr2-20712&lang=de (9.4.2025)

Ehepaar Friedländer, Fedor, in: Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Dresden e. V. / Archiv Gedenkbuch in der Jüdischen Gemeinde zu Dresden (Hg.), Buch der Erinnerung. Juden in Dresden deportiert, ermordet, verschollen. 1933–1945, Berlin/Leipzig 2025, S. 155

Ehepaar Koretz, Arthur, in: Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Dresden e. V. / Archiv Gedenkbuch in der Jüdischen Gemeinde zu Dresden (Hg.), Buch der Erinnerung. Juden in Dresden deportiert, ermordet, verschollen. 1933–1945, Berlin/Leipzig 2025, S. 295

Trauungen, in: Gemeindeblatt der Israelitischen Religionsgemeinde zu Dresden, 1926, Nr. 12, S. 3

Der Stolperstein für Gertrude Friedländer wurde auf Initiative der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde Dresden-Blasewitz verlegt.

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