Details

Joseph Fränkel

Melanchtonstraße 23, Neustadt

Hier wohnte
Joseph Fränkel
Jg. 1888
interniert 1942
Hellerberge
deportiert 1943
Auschwitz
ermordet 3.3.1943



Weitere Stolpersteine in Melanchtonstraße 23:
Fränkel, Ida

Joseph Fränkel wurde am 18. Juni 1888 in Schneidemühl im damaligen Westpreußen geboren. Heute heißt dieser Ort Piła, er liegt 80 km nördlich von Posen.
Joseph Fränkel wohnte zuletzt in der Melanchtonstraße 25 und war verheiratet mit Ida, einer geborenen und verwitweten Steinhart. Sie hatten 1935 in der Dresdner Synagoge geheiratet. Joseph Fränkel war Textilkaufmann und betrieb ein Weißwarengeschäft im Dresdner Osten, in Laubegast in der Leubener Straße 2. Bei den Novemberpogromen 1938 hinderten SA-Männer Käufer am Betreten seines Ladens, nach der Reichskristallnacht wurde sein Geschäft von den Bürgern boykottiert, an den Schaufensterscheiben stand "Kauft nicht bei Juden!".
Joseph Fränkels Stieftochter Herta gelang 1938 23jährig die Emigration nach England, sein Stiefsohn Alfred wurde 1943 nach Auschwitz deportiert und gilt als verschollen.
Im Jahre 1940 wurden Joseph und Ida Fränkel gezwungen, in das Judenhaus Hähnelstraße 1 zu ziehen.
Am 23./24. November 1942 wurde Joseph Fränkel, zusammen mit seiner Frau Ida, deren Schwester Rosa und ihrem Schwager Walter Steinhart in das "Judenlager Hellerberg" gebracht. Dieses Lager war von der Gestapo in Zusammenarbeit mit der Zeiss Ikon AG, der auch das Gelände gehörte, eingerichtet worden, um die knapp 300 noch in Dresden verbliebenen Juden dort zu internieren. Da das Lager in der Dr. Todt-Straße. (heute Radeburger Straße) knapp außerhalb der Stadtgrenze lag, galt Dresden ab dem 23.11.1942 als "judenrein" bzw. "judenfrei". Die Lagerinsassen mussten pro Tag 60 Reichspfennige für Miete und Verpflegung zahlen. Sie verrichteten Zwangsarbeit in den der Zeiss Ikon AG gehörenden Goehlewerken, wo sie Torpedozünder montieren mussten.
Am 1. März 1943 wurde das Lager zum Ersatzpolizeigefängnis erklärt und von der Bereitschaftspolizei bewacht.
Nachdem am Abend des 2. März 1943 weitere 40 jüdische Gefangene aus Chemnitz sowie die noch in Dresden verbliebenen Angestellten der Jüdischen Gemeinde hinzugekommen waren, wurden die Lagerinsassen zum Bahnhof Dresden-Neustadt transportiert. Dort wurden die mehr als 300 Menschen in 4 bis 6 leere Güterwaggons gezwungen. Am Abend des darauffolgenden Tages, des 3. März 1943, kam dieser Transport nach 24stündiger Fahrt ohne Essen und Trinken in Auschwitz Birkenau an. Joseph Fränkel war zu diesem Zeitpunkt 54 Jahre alt, seine Frau Ida war 55. Sein Schwager war bereits 64, dessen Frau 58 Jahre alt. Ebenfalls in diese Güterwaggons gepfercht war noch eine weitere, entfernte Verwandte von Ida und Joseph Fränkel, die 33 Jahre alte Sonja Steinhart mit ihren beiden Kinder Gert und Marion, 6 und 12 Jahre alt. An diesem Tag kamen zwei Transporte mit jeweils jüdischen Gefangenen, darunter auch Menschen aus Norwegen, in Auschwitz an. Die Männer wurden umgehend von Frauen und Kindern getrennt. Kinder und ältere Menschen beiderlei Geschlechts sowie die meisten Frauen wurden sofort nach der Ankunft in Auschwitz als nicht arbeitsfähig eingestuft, aussortiert und für den Tod in den Gaskammern bestimmt. Aus dem ersten Transport wurden 535 Männer und 145 Frauen, aus dem zweiten 50 Männer und 164 Frauen als Häftlinge registriert, die übrigen 2106 Menschen wurden in Gaskammern ermordet.
Von den Menschen des Dresdner Transportes wurden weniger als 50 ins Lager eingewiesen, alle anderen wurden für die Ermordung aussortiert. Joseph Fränkel wurde, zusammen mit seiner Frau, seinem Schwager, seiner Schwägerin sowie Sonja Steinhart und ihren beiden Kindern, vermutlich am 3. März 1943 unmittelbar nach der Ankunft in Auschwitz-Birkenau ermordet.

Quellen:
Arbeitskreis Gedenkbuch der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Dresden e.V. (2006): Buch der Erinnerung. Juden in Dresden: Deportiert, ermordet, verschollen. 1933-1945. Thelem Universitätsverlag Dresden, S. 98

Webseite der Familie Tenhumberg www.tenhubergreinhard.de

Bundesarchiv, Gedenkbuch für die Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 - 1945 http://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/

Yad Vashem Database of Shoa Victims, Jerusalem http://db.yadvashem.org/names

Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) Projekt: Dresdner Adressbücher | http://digital.slub-dresden.de/id277815010

Putzpate:
bereits vergeben

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