Details

Thekla Schindler

Fetscherstraße 34, Altstadt

Hier wohnte
Thekla Schindler
geb. Berman
Jg. 1861
deportiert 1942
Theresienstadt
ermordet 3.10.1942



Weitere Stolpersteine in Fetscherstraße 34:
Schindler, Ernst

Ernst Schindler wurde am 20. Dezember 1855 in Stanislau (Galizien) geboren. Thekla Schindler (geb. Bermann) wurde am 21. März 1861 in Gleiwitz (Oberschlesien) geboren. 1884 feierten beide ihre Hochzeit und lebten zunächst in Görlitz. Dort wurden ihre Kinder Richard und Gertrud geboren. 1894 zog die Familie nach Dresden um. Ernst Schindler führte hier als Kaufmann eine Vertretung der Textilbranche, Thekla Schindler war Hausfrau. Zunächst wohnten sie in der Albrechtstraße 42 in der Pirnaischen Vorstadt. Dort feierten sie am 3. September 1934 ihre Goldene Hochzeit, wozu ihnen im Gemeindeblatt der Israelitischen Religionsgemeinde zu Dresden herzlich gratuliert worden ist.
Kurze Zeit später zogen Ernst und Thekla Schindler in die Johannstadt um. Bis 1939 wohnten sie in der Fürstenstraße 34 (heute Fetscherstraße 32/34). Dann mussten sie ihre Wohnung verlassen. Ob sie in eine andere Wohnung oder in eines der sog. Judenhäuser umziehen mussten oder aber bei Verwandten oder Freunden unterkamen, ist nicht bekannt. Ernst Schindler starb nach langer Krankheit und mangelhafter Ernährung am 5. November 1941 im Alter von fast 86 Jahren und wurde auf dem Neuen Israelitischen Friedhof beerdigt. Das letzte Lebenszeichen von Thekla Schindler ist ein sehr berührender Brief an ihre Kinder vom 9. November 1941. Sie schrieb ihn wenige Tage nach dem Tod ihres Mannes. Darin verlieh sie auch der Hoffnung Ausdruck, ihre letzten Lebensjahre bei ihren Kindern verbringen zu können. Dieser Wunsch sollte nicht in Erfüllung gehen. Am 25. August 1942 wurde Thekla Schindler mit dem Transport V/5-241 vom Bahnhof Dresden-Neustadt ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Sie ist dort am 3. Oktober 1942 im Alter von 81 Jahren ermordet worden.
Richard Schindler, der als Kaufmann von 1930 bis 1937 erfolgreich eine Gürtelfabrik in der Schnorrstraße geführt hatte, konnte gemeinsam mit seiner Ehefrau Käthe Henriette Schindler (geb. Tischauer) und Tochter Ursula Ruth am 12. März 1938 in die Niederlande und am 6. Mai 1938 in die USA emigrieren. Ruth, die zum Zeitpunkt ihrer Flucht, zehn Jahre alt war, erinnert sich noch daran, dass ihre Großmutter wunderbar Klavier spielte, eine ausgezeichnete Köchin war und ihr immer wieder Kleider für ihre Puppe strickte. Richards Schwester Gertrud Eisenberger (geb. Schindler) konnte mit ihrem Ehemann zu den gemeinsamen Kindern Gretel und Fritz nach Brasilien emigrieren. Joseph und Elsbeth Tischauer (geb. Sittenfeld), die Eltern von Richards Ehefrau Käthe Henriette Schindler und deren Bruder Kurt Tischauer haben ebenfalls überlebt. Sie konnten noch nach 1938 nach Johannesburg in Südafrika emigrieren, wo sie bis zu ihrem Tod lebten.
2007 besuchte Ruth Neumann (geb. Schindler) gemeinsam mit ihrem Ehemann Harold Neumann zum letzten Mal Dresden. Das Stolperstein-Projekt hat sie von Anfang an sehr berührt. Es war ihr wichtig, mit den beiden Stolpersteinen einen kleinen Ort der Erinnerung an ihre Großeltern zu schaffen, deren letzte Ruhestätten im Verborgenen liegen.

Ingo Wobst übernahm die Patenschaft für die Stolpersteine, die im September 2013 verlegt wurden. Finanziert wurden sie durch Spenden von Ruth Neumann, Jane Ludewig, Anne-Kathrin Schöler-Rensch, Dr. Dolores Schurath, Ingo Wobst und der Ostsächsischen Sparkasse Dresden.

Stolpersteine Fetscherstraße 32/34, 01307 Dresden

Quellen:
Adreßbuchverlag der Dr. Güntzschen Stiftung (1934 und 1939): Adreßbuch für Dresden und Vororte. www.sachsendigital.de [22.11.2013]

Arbeitskreis Gedenkbuch der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Dresden e.V. (2006): Buch der Erinnerung. Juden in Dresden: Deportiert, ermordet, verschollen. 1933-1945. Thelem Universitätsverlag Dresden, S. 328.

Brief von Thekla Schindler an ihre Kinder vom 9. November 1941.

Schriftwechsel mit Ruth Neumann.

Putzpate:
bereits vergeben

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