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Gerda Löwenstein

Waisenhausstr. 14, Innere Altstadt

HIER WOHNTE
GERDA
LÖWENSTEIN
JG. 1913
GEDEMÜTIGT / ENTRECHTET
FLUCHT IN DEN TOD
5. FEB. 1933



Gerda Löwenstein wurde am 22. Juli 1913 als Tochter von Julia Löwenstein (1888–1943) und Karl Löwenstein (1884–1918) in Paderborn geboren. Die Familie verstand sich als deutsch und jüdisch zugleich, wie ihr zwei Jahre älterer Bruder Richard Löwenstein (1911–2007) berichtete.
Die Familie Löwenstein lebte zunächst in Hameln. Nach dem Tod ihres Vaters 1918 zog die fünfjährige Gerda Löwenstein mit ihrer Mutter und ihrem Bruder nach Altenkirchen, der Geburtsstadt von Julia Löwenstein. Dort lebten sie bei Verwandten. 1921 übersiedelte die Familie nach Dresden, wo sie in der Bankstraße 13 wohnte. Mit Hilfe ihres Bruders Albert Levy (1886–1943) konnte sich Julia Löwenstein in Dresden als Stickerin eine Existenz aufbauen. 1923 heiratete sie den jüdischen Handelsvertreter Berthold Altmann (1882–1943).
Gerda Löwenstein ließ sich zur Kontoristin ausbilden und arbeitete später in als Verwaltungsangestellte. Sie engagierte sich in der Ortsgruppe Dresden der Deutsch-Jüdischen Jugendgemeinschaft. 1929 wurde die Sechzehnjährige in das Leitungsgremium der Organisation aufgenommen, die sich der deutschen Jugendbewegung verbunden fühlte und nichtzionistisch ausgerichtet war.
Richard Löwenstein zufolge litt seine Schwester unter der wachsenden antisemitischen Stimmung und erlebte Anfeindungen. Wenige Tage nach der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler entschied sich Gerda Löwenstein am 5. Februar 1933 für den Freitod. Ihr Bruder fand sie, als er von einem Kinobesuch nach Hause kam. Ihre Familie bestattete Gerda Löwenstein auf dem Neuen Jüdischen Friedhof in Dresden. Die Inschrift „Unsere unvergessliche Tochter u. Schwester Gerda Löwenstein“ erinnert dort bis heute an den Verlust, den ihr Tod für ihre Mutter und ihren Bruder bedeuteten.

Christine Bücher

Quellen
Löwenstein Gerda [05.02.1933], Digitale Edition ? Jüdischer Friedhof Dresden, neuer Friedhof, Fiedlerstraße 3, dr2-32305, http://www.steinheim-institut.de/cgi-bin/epidat?id=dr2-32305&lang=de (Datum)

Stadtarchiv Dresden: 6.4.25 (Standesamt/Urkundenstelle)-1.4.2 (Standesamt I, Sterbebücher (Zweitbücher))-118 (Nr. 578/1933)

Stadt- und Kreisarchiv Paderborn: S - STR Geburten Paderborn Nr. 702/1913 [dort und im Sterbeeintrag als „Bertha“ Löwenstein]

USC Shoah Foundation, Visual History Archive: Richard Lowenstein, https://vha.usc.edu/testimony/11108?from=search&seg=7 (Interview, 4.3.1996)

Deutsch-jüdische Jugendgemeinschaft, in: Gemeindeblatt der Israelitischen Religionsgemeinde zu Dresden, 1929, Nr. 12, S. 15

Familie Altmann, Berthold, in: Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Dresden e. V. / Archiv Gedenkbuch in der Jüdischen Gemeinde zu Dresden (Hg.), Buch der Erinnerung Juden in Dresden deportiert, ermordet, verschollen. 1933–1945, Berlin/Leipzig 2025, S. 33f

Der Stolperstein für Gerda Löwenstein wurde auf Initiative der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde Dresden-Blasewitz verlegt.

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