Details

Elfriede Lohse-Wächtler

Voglerstraße 15, Blasewitz

Hier wohnte
Elfriede
Lohse-Wächtler
geb. Wächtler
Jg. 1899
eingewiesen 1932
Heilanstalt Arnsdorf
'verlegt' 31.7.1940
Pirna-Sonnenstein
ermordet 31.7.1940
Aktion T4



Elfriede Lohse-Wächtler wurde am 4. Dezember 1899 als Anna Frieda Wächtler in Dresden geboren. Ihr Künstlername war Nikolaus Wächtler, kurz Laus.
Während des Ersten Weltkriegs begann sie ein Studium an der Kunstgewerbeschule in Dresden. Bald darauf wechselte sie an die Kunstakademie, wo sie Angewandte Graphik studierte. Mit ihrem Mann Kurt Lohse zog Elfriede Lohse-Wächtler 1925 nach Hamburg. Die finanzielle Not als freischaffende Künstlerin zwang sie vor allem kunstgewerblich tätig zu sein. Anhaltende Geldsorgen und die missglückte Ehe führten im Frühjahr 1929 zu einem Nervenzusammenbruch und schließlich zur Einweisung in die Psychiatrische Klinik Hamburg-Friedrichsberg. Der ärztliche Verdacht lautete Schizophrenie. Eine gutachterliche Bestätigung lag jedoch nicht vor und die Diagnose wird nach heutigen Erkenntnissen angezweifelt. Mit ihrer Serie der Friedrichsberger Köpfe, die in der psychiatrischen Klinik entstanden sind, erlangte sie künstlerische Anerkennung in Hamburg.
Der Vater veranlasste 1932 die Einweisung in die Psychiatrische Landesanstalt Arnsdorf, der damals größten psychiatrischen Einrichtung Sachsens. Trotz der stationären Enge und des Mangels an Malutensilien, fertigte sie Porträts von Krankenschwestern, Ärzten und Mitpatientinnen. Als Kurt Lohse sich 1935 scheiden ließ, wurde Elfriede Lohse-Wächtler entmündigt und noch im gleichen Jahr zwangssterilisiert. Gemeinsam mit dem Vater Alfred Wächtler reichte sie gegen den Eingriff erfolglos Beschwerde ein. Am Morgen des 31. Juli 1940 wurde sie kriegsbedingt, wie man ihr erklärte, mit weiteren Patienten verlegt. Am gleichen Tag wurde sie im Alter von 40 Jahren in der Gaskammer der nationalsozialistischen Landesanstalt Pirna-Sonnenstein ermordet. Nach Erhalt des gefälschten Totenscheins kritisierte Adolf Wächtler in einem Brief offen das Vorgehen und wurde daraufhin verhaftet. Der Prozess gegen die Verantwortlichen der sächsischen Euthanasie-Verbrechen fand 1947 im damaligen Dresdner Landgericht am Münchner Platz statt.
Ihre Bilder wurden in den späten 1930er Jahren als 'entartet' beschlagnahmt und aus Hamburger Museen entfernt. Ihr Bruder Hubert Wächtler rehabilitierte die Kunst seiner Schwester mit einer ersten Präsentation in Hamburg 1959. Mit seinem Nachlass konnte ein Förderkreis ins Leben gerufen werden. Durch das Erscheinen mehrerer Monografien und Filme begann eine breite Rezeption ihres künstlerischen Werks.

Der Künstlerbund Dresden e.V. spendete diesen Stolperstein im Jahr 2012.
Voglerstraße 15, 01277 Dresden

Quellen:
Böhm, Boris (2003): "Ich allein weiß, wer ich bin". Elfriede Lohse-Wächtler (1899 - 1940). Ein biografisches Porträt. Herausgabe vom Kuratorium Gedenkstätte Sonnenstein e.V. Pirna. Böhm, Boris (2009): Wollen wir leben, Das Leben! Elfriede Lohse-Wächtler; 1899 - 1940; eine Biografie in Bildern. Sandstein Verlag Dresden. Giesecke, Una: "Als 'entartet' und 'lebensunwert' umgebracht. Elfriede Lohse-Wächtler", in: Ders. (1998): Von Maria bis Mary: Frauengeschichten aus der Dresdner Neustadt, Verlag ddp goldenbogen Dresden, S. 142-146. Ruppert, Harald: "Bilder eines kurzen, schlimmen Lebens", in: Südkurier vom 6. November 2008, URL: http://www.suedkurier.de/region/kreis-konstanz/kultur-bodensee/Bilder-eines-kurzen-schlimmen-Lebens;art411638,3499696 [letzter Zugriff 19.11.2012]

Putzpate:
bereits vergeben

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