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Hans Eduard Sternfeld

Beilstraße 14, Gruna

HIER WOHNTE
HANS EDUARD
STERNFELD
JG. 1907
FLUCHT 1939 FRANKREICH
VERHAFTET 1943, GEFOLTERT
DEPORTIERT 1943 AUSCHWITZ
TODESMARSCH 1945
KZ BUCHENWALD
BEFREIT



Weitere Stolpersteine in Beilstraße 14:
Sternfeld, Walter
Sternfeld, Elsa
Sternfeld, Dr. Gerhard
Sternfeld, Dr. Inge

Hans Eduard Sternfeld wurde am 18. November 1907 als Sohn des Kaufmanns Walter Sternfeld und dessen Frau Elsa, geb. Michels geboren.
Seine Eltern zogen 1911 von Berlin nach Dresden. Seine Kindheit verbrachte er mit seinen beiden älteren Geschwistern Gerhard und Inge größtenteils in Dresden-Gruna, wo die Familie von 1914 bis 1937 in der Beilstr. 14 wohnte.
Hans Eduard Sternfeld absolvierte eine Ausbildung zum Ingenieur für Radio- und Antennentechnik. Als Abteilungsleiter für dieses Fachgebiet war er bis 1933 im Residenz-Kaufhaus in der Prager Straße beschäftigt und wurde dort wegen seiner jüdischen Herkunft entlassen. Später war er in dem Radiogeschäft seiner künftigen Frau, KREIS-Radio Antennenbau Charlotte Müller, in der Geibelstr. 3 angestellt, wo er zeitweise auch wohnte.
Die Heirat beider war aufgrund der 1935 erlassenen „Nürnberger Gesetze“ ausgeschlossen. Am 15. Dezember 1936 wurde ihr gemeinsamer Sohn Hans-Joachim in der Berliner Charité geboren.
Hans E. Sternfeld war Spezialist für Radio-Antennen und erfand mehrere Typen von Radio-Antennen, deren Patente und Gebrauchsmusteranmeldungen er der schon damals existierenden Antennenfirma Kathrein aus Rosenheim als Lizenzen übertrug. Der damalige Geschäftsführer, Anton Kathrein Senior, war NSDAP-Genosse, Oberscharführer bei der SA und förderndes Mitglied der SS. Dieser weigerte sich, für die Nutzung der Lizenzen Tantiemen zu zahlen: „Einem Juden zahlt man keine!“
Hans Eduard Sternfeld wurde am 26. Mai und 12. Juli 1937 von der Gestapo verhaftet, aber zunächst wieder freigelassen. Begründet wurden die Verhaftungen mit dem Verdacht, Spion zu sein, den „Feind“ unterstützt zu haben und wegen „Rassenschande“.
Wegen der dauernden Schikanen der NS-Behörden nahm er eine Arbeitsstelle in Italien an und beteiligte sich bei Schallplattenaufnahmen mit berühmten Sängern in der Mailänder Scala. Wegen der engen Verbindungen von Nazis und italienischen Faschisten verließ er 1939 Italien und fuhr in die Schweiz, wo er sich mit seiner späteren Frau Charlotte und dem gemeinsamen Sohn in Zürich traf. Dort wohnten sie ein dreiviertel Jahr. Da die junge Familie weder Arbeitserlaubnis noch Asyl erhielt, durfte sie in der Schweiz nur so lange bleiben, bis ihr Barvermögen aufgebraucht war.
Im August 1939 verließen sie die Schweiz und emigrierten nach Paris. Dort arbeitete Hans E. Sternfeld zunächst für das französische Luftfahrtministerium. Mit dem Einmarsch der deutschen Truppen in Frankreich wurde er – wie andere Asylanten – in das Internierungslager von Les Milles bei Aix-en-Provence in den von General Pétain regierten Südteil Frankreichs verbracht. Später kam er frei und lebte gemeinsam mit seiner Familie in Marseille.
In Marseille wurden beide verhaftet. Am 7. Juni 1943 wurde Hans Eduard Sternfeld von den Oberscharführern Bauer und Schmitz, Abt. IV E des Einsatzkommandos Marseille des SD (Sicherheitsdienst der SS), festgenommen und am 13. August 1943 von Marseille zum Landgerichtsgefängnis Trier und schließlich am 18. August 1943 zur Gestapo nach Dresden überführt. In Dresden wurde er vom Kriminalsekretär Petri vernommen und von einem Hauptsturmführer schwer misshandelt. Am 8. Dezember 1943 wurde er ins KZ Auschwitz deportiert. Mit dem sogenannten „Todesmarsch“ der KZ-Häftlinge erreichte er am 7. März 1945 das KZ Buchenwald und erlebte dort am 11. April 1945 seine Befreiung durch die amerikanische Armee.
Hans Eduard kehrte nach seiner Befreiung nach Dresden zurück und heiratete am 26. Juli 1945 Charlotte zum zweiten Mal, nachdem die erste, in Frankreich erfolgte erste Heirat in Deutschland nicht anerkannt wurde.
Beide gründeten eine neue KREIS-RADIO KG. Diese hatte ihre Produktionsstätte für leistungsfähige, neu entwickelte Radiogeräte in Dresden-Trachau mit bis zu 40 Mitarbeitern. Aufgrund der damals sozialistischen Wirtschaftsbedingungen erhielt der Betrieb von volkseignen Großbetrieben (VEB) die Baukomponenten für so viele Radiogeräte, wie an die Einkaufsorganisation der sowjetischen Kaufhäuser abgeliefert werden mussten. Ein freier Verkauf war nicht einmal für ein einziges Exemplar gestattet. Deshalb gründete Hans E. Sternfeld zusätzlich ein Ingenieurbüro, das mit drei Mitarbeitern einfachere Radios für den Direktverkauf herstellte.
Am 8. Juli 1948 verstarb er in Dresden, nachdem er vom NKWD im Keller einer sowjetisch genutzten Villa in Dresden eingekerkert worden war und dort unheilbar an TBC erkrankte. Ein deutscher Kommunist hatte ihn als westlichen Spion beim NKWD denunziert, was frei erfunden war. Hans E. Sternfeld hatte sich stattdessen dafür engagiert, die Quäkerspeisung für Schulkinder auch für Sachsen zu erlangen. Dazu brauchte er einen Kontakt zu dem für Europa zuständigen Organisator, dem schwedischen Grafen Bernadotte.
In seinen verbliebenen Jahren leitete er den Dresdner Kulturbund.

Quellen:
Dresdner Adressbuch 1912 bis 1939; https://digital.slub-dresden.de/

www.ancestry.com mit dankenswerter Unterstützung des Deutschen Auswandererhauses in Bremerhaven für die Zusendung von Kopien aus dem Archiv

Angaben der Familie

Nürnberger Gesetze: https://de.wikipedia.org/wiki/N%C3%BCrnberger_Gesetze

Internierungslager von Les Milles: https://de.wikipedia.org/wiki/Camp_des_Milles https://encyclopedia.ushmm.org/content/en/article/les-milles-camp



Putzpate:
bereits vergeben

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