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Dr. Inge Sternfeld

Beilstraße 14, Gruna

HIER WOHNTE
DR. INGE
STERNFELD
VERH. HARTWICH
JG.1906
BERUFSVERBOT 1933
FLUCHT 1937
BRASILIEN



Weitere Stolpersteine in Beilstraße 14:
Sternfeld, Walter
Sternfeld, Elsa
Sternfeld, Dr. Gerhard
Sternfeld, Hans Eduard

Inge Sternfeld wurde am 27. Juli 1906 als zweites Kind des Kaufmanns Walter Sternfeld und dessen Frau Elsa, geb. Michels geboren.
Die Eltern zogen 1911 mit ihren Kindern von Berlin nach Dresden. Ihre Kindheit verbrachte Inge dann mit ihren beiden Geschwistern Gerhard und Hans größtenteils in Dresden-Gruna, wo die Familie von 1914 bis 1936/37 in der Beilstr. 14 wohnte.
Inge Sternfeld legte ihre Reifeprüfung an einer Studienanstalt ab und war im Sommersemester 1926 an der Universität Rostock als Jurastudentin immatrikuliert.
1930 wurde Inge mit einer Arbeit über „Die Forderung einer strafrechtlichen Sonderbehandlung der Frau und ihre Begründung“ an der Universität Leipzig promoviert. Sie gehörte zu den ersten weiblichen, promovierten Juristinnen in Deutschland.
Im Februar 1933 legte Frau Dr. Inge Sternfeld das zweite juristische Staatsexamen in Dresden ab. Anschließend bewarb sie sich erfolgreich beim sächsischen Justizministerium um die Zulassung zur Rechtanwaltschaft beim Dresdner Amts- und Landgericht.
Während ihrer Amtszeit an Dresdner Gerichten war sie mit Kollegen stets im Winter alpin unterwegs und stieg auf Ski hoch auf die Berge, übernachte in Berghütten und genoss die Abfahrten im Tiefschnee.
Nachdem Mitte April 1933 bereits ein Vertretungsverbot über sie verhängt wurde, zog der neue sächsische Justizminister Otto Thierack am Ende des Monats die Zulassung wegen ihrer „nichtarischen Abstammung“ wieder zurück. Er stützte sich dabei auf das „Gesetz über die Zulassung zur Rechtsanwaltschaft“ vom 7. April 1933.
Im Dresdner Anzeiger wurde am 21. April 1933 die Rücknahme der Zulassung Inge Sternfelds als Rechtsanwältin bekanntgegeben.
Notgedrungen lernte Inge Sternfeld Stenografie und Schreibmaschine, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.
Inge Sternfeld war vom 1. November 1934 bis 27. Februar 1937 als Büroangestellte in der Firma „Bergmann und Selo“ tätig. Sie wurde aufgrund ihrer jüdischen Abstammung „auf eigenen Wunsch“ entlassen.
Sie emigrierte 1937 nach Brasilien, wo sie am 30. September 1939 in Rio de Janeiro den Apotheker Kurt Hartwich aus Berlin heiratete. In Rio de Janeiro wurde sie Mitglied in der liberalen A.R.I. (Associação Religiosa Isrelita / Jüdische Religionsgemeinschaft), in der sie Präsidentin der Seção Feminina / Frauenabteilung wurde und häufig Vorträge hielt, vorwiegend in Deutsch, denn die Mitglieder waren z.T. Emigranten aus Deutschland oder Österreich. Ihr Mann arbeitete in Rio in seinem Beruf für die Firma Helena Rubinstein.
1964 kehrte Inge nach Berlin zurück. Sie folgte ihrem Mann, der bereits früher zurückgekehrt war und seine Tätigkeit in einer Berliner Apotheke wieder aufgenommen hatte. Sie wohnten in Berlin-Dahlem, wo Inge Mitglied in mehreren Bridge-Clubs war. Durch Wiedergutmachung wurde Inge Sternfeld wieder in ihr früheres Amt zurückversetzt und ihr wurde der zugehörige Beamtentitel „Regierungsrätin“ verliehen.
Dr. Inge Hartwich, geb. Sternfeld, starb am 7. April 1993 in Berlin an einem Herzinfarkt.

Quellen:
Dresdner Adressbuch 1912 bis 1939; https://digital.slub-dresden.de/

www.ancestry.com mit dankenswerter Unterstützung des Deutschen Auswandererhauses in Bremerhaven für die Zusendung von Kopien aus dem Archiv

http://matrikel.uni-rostock.de/id/200019675

https://www.stsg.de/cms/stsg/90-jahrestag-der-nationalsozialistischen-machtergreifung-sachsen

Angaben der Familie



Putzpate:
bereits vergeben

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