Details

Alexander Jacoby

Goetheallee 14b , Blasewitz

HIER WOHNTE
ALEXANDER JACOBY
JG. 1889
GEDEMÜTIGT / ENTRECHTET
1939 GESCHÄFT ARISIERT
1940 VILLA WIRD ZUM „JUDENHAUS“
TOT 7.3.1942



Weitere Stolpersteine in Goetheallee 14b :
Jacoby, Jenny
Jacoby, Johann

Alexander Jacoby wurde als jüngstes von sechs Geschwistern am 25. Oktober 1889 in Dresden geboren. Seine Eltern waren Jenny und Julius Jacoby. Der Vater war mit der Lehre in die Werkstatt des Hofjuweliers Moritz Elimeyer aufgenommen worden und führte diese ab 1900 unter gleichem Namen als Alleininhaber.
„Meine Familie väterlicherseits gehörte zu der Sorte Juden, die sich ... hundertprozentig als Deutsche fühlten", schrieb seine Nichte Jrene Brann, Tochter des Bruders Fritz, in ihrem Buch Fremdes beseelt.
Alex lernte wie die Brüder Fritz und Albert das Juwelierhandwerk beim Vater. Als dieser sich 1919 zur Ruhe setzte, wurde Alexander neben dem großen Bruder Fritz zum Inhaber des Hofjuweliergeschäfts Elimeyer am Jüdenhof 1 in Dresden. Bruder Albert hatte sich wohl schon früher nach Berlin gewandt.
Ein Neffe von Fritz erinnert sich an den Besuch beim Hofjuwelier. Er beschreibt das Geschäft als „Salon“ und erzählt, wie elegant Alexander wirkte, als er vorsichtig einen Abrieb von dem zu prüfenden Schmuckstück nahm und mit einer Tinktur die Goldlegierung prüfte. Zwar erwies sich der Wert als gering, aber der junge Kunde fühlte sich geehrt wie ein König.
Alexander lebte im Hause der Eltern in Dresden, Lothringer Weg 2 und wurde nach des Vaters Tod 1925 in den Historischen Adressbüchern als Vertreter der Erbengemeinschaft genannt. Er blieb unverheiratet. 1939 wurde das Geschäft zwangsenteignet, 1940 die Villa zum Judenhaus deklariert, wodurch es nach NS-Willkür laufend zu neuen Einquartierungen kam, so auch 1942 das Ehepaar Klemperer.
Als jüngster wollte Alex wohl wie der älteste Bruder Johann die Mutter nicht allein lassen, während den Brüdern Fritz 1939 und Albert 1940 die Flucht mit ihren Familien in die USA gelang. Johann wurde am 21. Januar 1942 nach Riga deportiert und dort ermordet.
Alexander bekam eine Lungen- bzw. Rippenfell-Entzündung und starb am 7. März 1942. Er wurde am 12. April 1942 im Grab des Schwagers Otto Kastner auf dem Tolkewitzer Friedhof mit beigesetzt. Die Mutter wurde im September 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo sie bald darauf starb.
Viktor Klemperer erwähnt in seinen Tagebüchern eine Schwester, die im Zusammenhang mit Alexanders Tod nach Dresden kam, ins Visier der Gestapo geriet und kurz darauf in den „Osten“ deportiert wurde. Beide Schwestern waren Ärztinnen. Wegen des Berufsverbots lebten sie zu der Zeit in Berlin. Die älteste Schwester Alexandrine verh. Kastner hatte Dresden 1938 verlassen, nachdem ihr Mann sich im Gefängnis das Leben genommen hatte. Sie wurde am 2. April nach Warschau deportiert und noch 1942 in Treblinka ermordet. Schwester Erika verh. Münster wurde ebenfalls deportiert, überlebte aber den Holocaust.
Die Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Dresden-Blasewitz initiierte die Verlegung der Stolpersteine für Jenny und Johann Jacoby 2021 sowie 2022 den für Alexander Jacoby. Die Taufschale der Heilig-Geist-Kirche wurde 1893 bei Elimeyer gefertigt, vermutlich von Julius Jacoby, dem Vater von Alexander Jacoby.

Quellen
Brann, Jrene (2010): Fremdes beseelt. Wohlen: Salm Verlag.
Arbeitskreis Gedenkbuch der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Dresden e.V. (2006): Buch der Erinnerung. Juden in Dresden: Deportiert, ermordet, verschollen. 1933-1945. Thelem Universitätsverlag Dresden, S. 162-163.
Nowojski, Walter / Klemperer, Hadwig (1995): Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten. Tagebücher 1933-1945. Berlin: Aufbau. (Tagebucheinträge vom 08.09. und 15.09.1942)
Stadtwiki Dresden: „Julius Jacoby“, in: https://www.stadtwikidd.de/sw/index.php?title=Julius_Jacoby [31.08.22] Stadtwiki Dresden: „Alexandrine Kastner“, in: https://www.stadtwikidd.de/wiki/Alexandrine_Kastner [31.08.22] Stadtwiki Dresden: „Judenhäuser“, in: https://www.stadtwikidd.de/wiki/Judenh%C3%A4user [31.08.22] Watty, Fred (2010): Juweliere, Gold- und Silberschmiede: 215 Jahre hanseatisches Kunsthandwerk 1743-1958. Langwedel: panorama-service. Archive: Arolsen Archiv – Internationales Zentrum für NS-Opfer: https://arolsen-archives.org/ [31.08.22] Archiv Friedhof Tolkewitz

Putzpate:
bereits vergeben

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