Details

Jenny Jacoby

Goetheallee 14b, Blasewitz

HIER WOHNTE
JENNY JACOBY
GEB. LÖWALD
JG. 1856
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 27.9.1942



Weitere Stolpersteine in Goetheallee 14b:
Jacoby, Johann
Jacoby, Alexander

Jenny Jacoby wurde am 26. Juni 1856 in Berlin als Tochter des Chemikers und Kommissionswarenhändlers Lewin Abraham Löwald und seine Frau Lea geb. Punscher geboren. Jenny war sehr musikalisch und konnte wundervoll Klavier spielen.

Sie heiratete 1876 Julius Jacoby aus Nauen und zog mit ihm nach Dresden, wo Julius Jacoby zum Teilhaber des Hofjuweliers Moritz Elimeyer am Jüdenhof 1 war.

Sie bekamen sechs Kinder: Die Töchter Alexandrine verh. Kastner und Erika verh. Münster studierten Medizin und zogen fort. Sohn Albert wurde Juwelier, zog aber auch fort. Der älteste und der jüngste Sohn blieben in der 16-Zimmer-Villa am Waldpark in Dresden-Blasewitz wohnen. Johann wurde Kunstmaler, Alexander begann in der väterlichen Firma zu arbeiten, in der auch schon Bruder Fritz wirkte, der mit seiner Familie auf der anderen Elbseite wohnte.

„Im November 1923 begann der nationalsozialistische Spuk mit dem Marsch auf die Feldherrnhalle in München. Spätestens zu diesem Zeitpunkt merkten wir, dass wir umgeben waren von einer nationalsozialistisch gesinnten Bevölkerung. ... ich wurde auf der Straße belästigt und angepöbelt", schrieb die Enkelin Jrene Brann später in ihrem Buch Fremdes beseelt, 2010 im Salm Verlag erschienen.

1925 starb Jennys Ehemann Julius Jacoby. Bald folgte für sie ein Schicksalsschlag nach dem anderen: Spätestens ab 1933 wurden die Töchter und der Schwiegersohn Otto Kastner in ihrer Berufsausübung als Ärzte massiv diskriminiert und drangsaliert. 1938 beging Otto Kastner daher in der Haft Selbstmord. Im Jahr darauf floh die Enkelin Jrene nach Südamerika und das Unternehmen der Söhne fiel an einen Nazi. Sohn Fritz war nach mehrwöchiger Haft im KZ Buchenwald wegen seiner Verdienste im 1. Weltkrieg wieder freigekommen, aber schwer traumatisiert. 1939 floh auch er.

Ab April 1940 wurden in Dresden einige jüdische Immobilien zu sogenannten „Judenhäusern". Die Jacoby-Villa wurde zum „Altersjudenhaus", was faktisch der Enteignung gleichkam. Nach einem Fehlversuch im Januar 1940 gelang dem Sohn Albert mit Frau Sigrid und Sohn Ernst im Mai die Flucht in die USA.

Anfang 1942 wurde Johann nach Riga deportiert, im März 1942 starb der jüngste Sohn Alexander an einer Lungenentzündung, kurz darauf wurde Alexandrine nach Warschau deportiert, Erika wohl ebenso.

Prof. Viktor Klemperer beschrieb in seinem Tagebuch Jenny Jacobys letzte Tage, ehe sie hochbetagt am 7. September 1942 nach Theresienstadt deportiert wurde, wo sie wenige Tage darauf am 27. September 1942 verstarb.

Die Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Dresden-Blasewitz initiierte die Verlegung der Stolpersteine für Jenny und Johann Jacoby im Jahr 2020. Vermutlich wurde die Taufschale der Heilig-Geist-Kirche 1893 von Julius Jacoby gefertigt, dem Mann von Jenny Jacoby.

Autorin: Brigitte Lange

Quellen

Brann, Jrene (2010): Fremdes beseelt. Wohlen: Salm Verlag.

Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Dresden. Arbeitskreis Gedenkbuch (2006): Buch der Erinnerung: Juden in Dresden: deportiert, ermordet, verschollen 1933-1945. Dresden: Thelem, S. 162-163.

Nowojski, Walter / Klemperer, Hadwig (1995): Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten. Tagebücher 1933-1945. Berlin: Aufbau.

Stadtwiki Dresden: „Alexandrine Kastner“, in: https://www.stadtwikidd.de/wiki/Alexandrine_Kastner [26.05.21]

Stadtwiki Dresden: „Judenhäuser“, in: https://www.stadtwikidd.de/wiki/Judenh%C3%A4user#cite_note-23 [26.05.21]

Stadtwiki Dresden: „Julius Jacoby“, in: https://www.stadtwikidd.de/sw/index.php?title=Julius_Jacoby&oldid=129644 [26.05.21]

Watty, Fred (2010): Juweliere, Gold- und Silberschmiede: 215 Jahre hanseatisches Kunsthandwerk 1743-1958. Langwedel: panorama-service.

Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. / Riga-Komitee der deutschen Städte / Scheffler, Wolfgang / Schulle, Diana (2011): Buch der Erinnerung. Die ins Baltikum deportierten deutschen, österreichischen und tschechoslowakischen Juden. München: K. G. Saur, S. 817.


Putzpate:
bereits vergeben

Wenn Sie eine Putzpatenschaft für einen oder mehrere Stolpersteine übernehmen möchten, melden Sie uns das bitte an die Mailadresse email hidden; JavaScript is required.