Bertha Kirschbaum
Bodelschwinghstraße 1, AltstadtHIER LEBTE
BERTHA
KIRSCHBAUM
VERH. LEVY
JG. 1896
EINGEWIESEN 1941
HEILANSTALT ARNSDORF
"VERLEGT" 7.1.1942
ANSTALT GROSSSCHWEIDNITZ
ERMORDET 26.4.1942
Weitere Stolpersteine in Bodelschwinghstraße 1:
Kirschbaum, Ruth
Bertha Levy geb. Kirschbaum wird am 1. Juni 1896 als zweites von sechs Kindern in Leipzig geboren. Ihre Eltern waren Abraham Kirschberg und Dora Kirschbaum. Bertha war jüdischen Glaubens.
Über das Leben von Bertha ist wenig bekannt. Sie lebte vermutlich in der Rosenstraße 79 in Dresden und war mit dem Arbeiter Wilhelm Rudolph Dörre zusammen - ob Sie mit ihm auch verheiratet war, bleibt ungewiss. Aus den Akten geht hervor, dass Bertha seit dem 19. April 1929 rechtskräftig geschieden wurde, sie war vermutlich als Arbeiterin beschäftigt.
Am 19. Januar 1934 gebar sie Ruth, ihre einzige Tochter. Ruth war geistig behindert und wurde vermutlich am 21. November 1941 in der sogenannten Kinderfachabteilung Leipzig-Dösen ermordet.
Bertha selbst litt den Akten nach unter psychischen Problemen und "Imbezillität", eine veraltete Bezeichnung für angeborene oder früh erworbene, mittelgradige geistige Behinderung. Sie wurde zunächst in einem Dresdner Altenheim untergebracht, bevor man sie am 16. September 1941 in die Landes-Heil- und Pflegeanstalt Arnsdorf brachte, die während des Nationalsozialismus am sogenannten Euthanasie-Programm beteiligt war. Von dort aus verlegte man Bertha Levy am 7. Januar in die Landesheil- und Pflegeanstalt Großschweidnitz, wo sie am 26. April 1942 angeblich, wie ein Jahr zuvor ihre Tochter, an einer Pneumonie starb. Man setzte sie auf dem dortigen damaligen Anstaltsfriedhof im Quartier 3, Reihe 7 in Grab 43 bei.
Die Geschwister von Bertha Levy erlitten ähnliche Schicksale, ihre Schwester Sophie Hasenlauf geb. Kirschbaum floh nach der Ausweisung aus Leipzig mit Tochter und Ehemann nach Italien. Am 11. Februar 1944 wurden sie in Mailand aufgegriffen, zunächst in das Lager Fossoli deportiert und anschließend am 22. Februar nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Berthas Schwester Clara Busmann, geb. Kirschbaum war zunächst Zwangsarbeiterin in Leipzig und wurde später mit ihrem Ehemann und Sohn von der Transportliste des 21. Januar 1942 gestrichen. Doch knapp ein halbes Jahr später, am 13. Juli 1942 wurde sie mit ihrer Familie "nach dem Osten" deportiert und vermutlich dort ermordet.
Margarete (Grete) Chefetz, geb. Kirschbaum, Berthas ältere Schwester, war ebenfalls Zwangsarbeiterin in Leipzig und wurde zusammen mit ihrer Familie zunächst von der Transportliste vom 17. Februar 1942 gestrichen. Ein Jahr später, am 27. Februar 1943 deportierte man beide erst in das Polizeihaftlager Dresden-Hellerberg bevor man sie am 2. März 1943 nach Auschwitz deportierte und dort ermordete.
Berthas andere ältere Schwester Johanna Pachtmann, geb. Kirschbaum, wurde am 28. Oktober 1938 bei der sogenannten Polenaktion aus Leipzig nach Polen abgeschoben. Nach dem deutschen Überfall auf Polen deportierte man sie in das Ghetto Krakau, wo sie 1940 zu Tode kam.
Den Bruder Herrmann Kirschbaum, ein Kürschner mit Geschäft in Leipzig, verhaftete man am 25. März 1941 und deportierte ihn am 28. Mai in das KZ Buchenwald, wo er am 9. August 1941 ermordet wurde. Er wurde auf dem Alten Israelitischen Friedhof in Leipzig in der Abteilung V, Urnenfeld 2, Reihe 5 in Grab 26 bestattet.
Putzpate:
bereits vergeben
Wenn Sie eine Putzpatenschaft für einen oder mehrere Stolpersteine übernehmen möchten, melden Sie uns das bitte an die Mailadresse email hidden; JavaScript is required.