Details

Margareta Schmits

Nürnberger Straße 28g, Plauen

HIER WOHNTE
MARGARETA BEATE
SCHMITS
GEB. EGERSTRÖM
JG. 1902
EINGEWIESEN 1938
HEILANSTALT HARTHECK
"VERLEGT" 23.4.1941
HEILANSTALT WIESENGRUND
ERMORDET 17.8.1941



Margareta Schmits, 1902 in Schweden geboren, später Kunststudentin in Dresden, lebte nach ihrer Heirat in Berlin und früher Scheidung 1934 zurückgezogen mit der damals vierjährigen Tochter Ingrid.
In der Heil- und Pflegeanstalt Wiesengrund, dem heutigen tschechischen Dobrany kam Margareta Schmits 1941 im Alter von 39 Jahren ums Leben.
"Es" passierte 1938. Margareta Schmits reiste mit Ingrid nach Triest an die italieni­. · sehe Adria. Sie unternahmen einen Schiffsausflug, es war herrliches Wetter, auf dem Rückweg ging die Sonne unter wie im Märchen. Die Tochter erinnert sich: ,,Da hat meine Mutter auf das Meer gezeigt, hat gelächelt und gesagt: ,Schau mal, das sieht ja aus, als würden sich Engel im Wasser spiegeln.' Dann stand sie auf, ganz ruhig, ging zur Reling ... und dann wollte sie sich ins Wasser stürzen."
Andere Passagiere sahen es, reagierten und hielten Margareta Schmits zurück. An Land brachte man sie mit ihrer Tochter ins Hotel. In der Nacht habe ihre Mutter immer wieder versucht, aus dem Fenster zu springen, erinnert sich Ingrid Struckmann. ,,Am Morgen wurde sie in eine Triester Klinik gefahren. Ich weiß noch, dass ich mich an sie geklammert und furchtbar geschrien und geweint habe, den ganzen Tag, noch lange, nachdem man mich ihr weggenommen hatte. Das war das letzte Mal, dass ich meine Mutter gesehen habe."
Einige Wochen später, Ingrid war inzwischen beim Vater in Berlin, wurde Margareta Schmits nach Dresden verlegt, mit der Diagnose "Exogene Depression". Sie kam in die Privatklinik des Mäzens, Nervenarztes und Naturheilkundlers Heinrich Stadelmann. Einmal noch hatte Frau Schmits Besuch von einer Freundin aus Schweden. "Hol mich hier raus", soll sie gebeten haben. "Die Therapien sind so schrecklich."
"Über ihr weiteres Schicksal haben wir immerhin einige Informationen", sagt Boris Böhm, Leiter der Gedenkstätte Pirna­-Sonnenstein, einst eine der sechs großen NS-Krankenmordanstalten. "Sie blieb in Behandlung, zunächst in der Psychiatrischen- und Nervenklinik am Stadtkrankenhaus Löbtauer Straße." Deren Direktor beantragte die Zwangssterilisation, wie es das bereits 1933 von den Nationalsozialisten erlassene "Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" vorschrieb. Die Anordnung vom Erbgesundheitsgericht erging am 19.Juli 1939, als Frau Schmits schon im Sanatorium Hartheck bei Leipzig war.
Das Drama nahm seinen tödlichen Lauf. Am 1. September überantwortete Hitlers "Euthanasiebefehl" unheilbar Kranke dem "Gnadentod". Eine Meldepflicht wurde eingeführt, auch für "Geisteskranke" in Anstalten und Heimen. Zwei Monate später drängte Herbert Schmits das Dresdner Gesundheitsamt, man möge seine frühere und jetzt als schizophren geltende Gattin dauerhaft einweisen in eine Landesanstalt, da diese billiger seien. Was das für Margareta bedeuten und was mit ihr und den anderen Kranken geschehen würde: es ist ungewiss, ob Herbert Schmits davon wusste. Dass die gebürtige Schwedin nur wegen der drei Ehejahre mit ihm Deutsche geworden war und allein deshalb der "Euthanasiebefehl" nun auch sie betraf, dürfte ihm indes bewusst gewesen sein.
Tatsächlich wurde Margareta Schmits Anfang 1940 von Hartheck in die Landesanstalt Arnsdorf verlegt, eine Art "Sammelstelle", von der aus man Patienten auf diverse Tötungsanstalten verteilte. Ihre Krankenakte vermerkt: "Schmits, Margareta Beate, geb. Egerström" und "Tochter: Ingrid Sch„ geb. 19.9.1930, wohnh. b. Vater". Am 23. April 1941 kam sie auf ihren letzten Transport Richtung "Wiesengrund".
Auf dem Standesamt von Dobrany befindet sich das Totenregister – dort steht: Margareta Schmits, geboren am 1.4.1902, gestorben am 31.8.1941 in Wiesengrund. An „Lungenentzündung". Einer der üblichen offiziellen NS-Euphemismen für "ermordet".

Quellen:
Erinnerungen der Familie, Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein, Stadtverwaltung Dobrany

Putzpate:
bereits vergeben

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