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Fritz Meinhardt

Fritz-Meinhardt-Staße 22, Prohlis

HIER WOHNTE
FRITZ ARON
MEINHARDT
JG. 1899
MEHRMALS VERHAFTET
ZWANGSARBEIT
ERMORDET 23.4.1943
POLIZEIGEFÄNGNIS



Weitere Stolpersteine in Fritz-Meinhardt-Staße 22:
Meinhardt, Fritz

Fritz Aron Meinhardt, auch Fritz Meinhard, wurde am 16. Februar 1899 als Sohn von Max Meinhardt und Rosa Meinhardt, geb. Wollstein, geboren. Entsprechend der jüdischen Sitte bekam Fritz als zweiten Vornamen den seines Großvaters Aron Meinhardt (1814–1882), der der jüngste Sohn von Gumpel Levin war. Die meisten Vorfahren der Familie Meinhardt in der ehemaligen Kleinstadt Vierraden sowie in Schwedt waren Tabakplantagenbesitzer und Tabakhändler. Ein bekannter Angehöriger der Familie war der Jurist und Industrielle Dr. Wilhelm Meinhardt (1872–1955), Gründer und ab 1919 Vorstandsdirektor der Glühlampenfirma OSRAM.
Fritz Aron Meinhardt war mit Martha Meinhardt geb. Riehle verheiratet. Fritz' Schwager war der Antifaschist und KPD-Funktionär Erich Riehle (1902–1947), über den er seine Ehefrau kennenlernte. Fritz Meinhardt besuchte bis zu seinem 16. Lebensjahr die Oberschule in Schwedt und meldete sich noch als Kriegsfreiwilliger und Soldat für den Ersten Weltkrieg. Im Krieg zog sich Meinhardt eine schwere Kopfverletzung zu, musste operiert werden und bekam eine künstliche Schädelplatte. Nach dem Krieg ging er zuerst nach Guben, später nach Danzig (heute Gdansk, Polen), wo er jeweils als Bankangesteller arbeitete. 1924, im Alter von 25 Jahren zog Meinhardt nach Dresden, wo er weiterhin als Bankangestellter tätig war. Meinhardt nahm anfangs, nach dem Ersten Weltkrieg, bis etwa 1923 am politischen Leben der aufkommenden rechtsradikalen-militaristischen Bewegung teil, in der Auffassung, dass dies der Ausweg des arbeitenden Volkes aus der Nachkriegsnot sei. Seinem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn sagte man nach, dass er sich schließlich nach dem Kapp-Putsch den demokratischen Kräften zuwandte. Trotz seiner bürgerlichen Erziehung und Ausbildung trat er hier 1927 in die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) ein. In der KPD lernte er den Drucker und Arbeiterfunktionär Erich Riehle kennen, der ihn für den antifaschistischen Kampf gegen die aufkommende nationalsozialistische Bewegung gewinnen konnte. 1929 wurde Fritz Meinhardt Mitglied der Ortsgruppe der KPD Dresden-Lockwitz-Nickern, wo er die Funktion des Hauptkassierers übernahm.
Fritz Meinhardt ist erstmals im Dresdner Adressbuch von 1929 als kaufmännischer Angestellter verzeichnet. Zu dieser Zeit wohnte er noch in Kleinzschachwitz in der Freystraße 1. Ab 1930 wohnte er in Nickern in der Büttigstraße 22 im Erdgeschoss. In der Weltwirtschaftskrise und der damit einhergehenden Schließung vieler Banken im Jahr 1931 verlor Meinhardt seine Arbeit. In der Arbeitslosigkeit konnte er allerdings nicht auf die Unterstützung seiner Familienangehörigen aus Schwedt hoffen, die aufgrund seiner Zugehörigkeit zur KPD keinen Kontakt mehr zu ihm pflegten. Kurze Zeit nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten wurde Meinhardt im April 1933 verhaftet und in das sogenannte "Schutzhaftlager" Königstein-Halberstadt gebracht. Dort wurde er mehrmals verhört, kam aber danach kurzzeitig wieder frei. Noch im gleichen Jahr wurde er abermals verhaftet, zuerst im Polizeipräsidium Dresden inhaftiert, danach in das sogenannte "Mathildenschlößchen", der Untersuchungshaftanstalt II des Dresdner Oberlandesgerichtes in der Pillnitzer Straße 20 verbracht und zuletzt in die Untersuchungshaftanstalt des Landgerichts am Münchner Platz. Nach wochenlangen Verhören und Misshandlungen kam Meinhardt nach vier Monaten wieder frei, da weder ihm persönlich etwas nachgewiesen werden konnte, noch wurde er von anderen Gefangenen denunziert. Ein gegen ihn angedachter Prozess wurde deshalb fallen gelassen. Nach seiner Freilassung nahm Fritz Meinhardt wieder Kontakt zur KPD auf und betätigte sich weiter politisch illegal, so unter anderem bei der Verteilung illegaler Zeitungen und Flugblätter. Selbst weiterhin oft arbeitslos, zahlte er auch Spendengelder für politische Gefangene und Beiträge an seine Partei.
Wegen seiner jüdischen Abstammung wurde Fritz Meinhardt 1939 aus seinem Betrieb entlassen und im gleichen Jahr aus seiner Wohnung in Nickern vertrieben. So ist er letztmalig im Adressbuch 1938 in der Büttigstraße 22 im Erdgeschoss aufgeführt. Ab 1939 musste er mit seiner nichtjüdischen Frau in die Kaiserstraße 1, das heißt in eines der sogenannten Judenhäuser umziehen. Außerdem musste er entsprechend der nationalsozialistischen Verordnung als zweiten Vornamen den Namen Israel führen. So ist er im Adressbuch von 1942 unter dem Namen Fritz Israel Meinhardt zu finden, wo er als Mitbewohner im Hintergebäude des Hauses in der Kaiserstraße verzeichnet ist. Als Beruf wird nun Arbeiter angegeben, da er als Bankangestellter nicht mehr arbeiten durfte. Weiterhin stand Meinhardt unter ständiger Bewachung der Gestapo und musste sich als jüdischer Bürger zu schwerer körperlicher Arbeit, zum Beispiel zum Ausheben von Flakstellungen melden. Die faschistischen Rassengesetze und Verordnungen verwehrten ihm jeglichen Aufenthalt in öffentlichen Einrichtungen und Anlagen, wie zum Beispiel im Großen Garten.
Victor Klemperer (1881–1960) lernte Fritz Meinhardt bei der Zwangsarbeit bei der "Heilkräuter- und Teefabrik Willy Schlüter" in der Wormser Straße 30c erstmals kennen, wo mehrere jüdische Arbeiter für einen geringen Lohn arbeiten mussten. Am 21. April 1943 wurde Fritz Meinhardt denunziert, wiederum gefasst, von der Gestapo inhaftiert und gefoltert. Grund der Verhaftung war eine negative Äußerung zum verabreichten Essen bei der Zwangsarbeit jüdischer Bürger am 20. April, Hitlers Geburtstag.
Nach zwei Tagen in Einzelhaft im Dresdner Polizeigefängnis in der Schießgasse 7 wurde er laut Polizeibericht, der seinen Angehörigen ausgehändigt wurde, "in seiner Zelle tot aufgefunden". In der zentralen Datenbank der Holocaustopfer wird als Todesursache Suizid angegeben. Victor Klemperer berichtete in seinem Tagebucheintrag vom 3. Mai 1943, dass Fritz Meinhardts Urne am 2. Mai auf dem Neuen Jüdischen Friedhof in Dresden beigesetzt wurde. An der Beisetzung nahm auch seine Witwe teil. In der nach 1945 neu gefertigten Gräberliste fehlte aber das Grab von Fritz Meinhardt - vermutlich, weil mit hoher Wahrscheinlichkeit kein Grabstein gesetzt wurde.

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