Details

Maria Sachs

Max-Sachs-Straße 2, Cotta

Hier wohnte
Maria Sachs
geb. Meyer
Alter unbekannt
unfreiwillig verzogen
1935 Bielefeld
überlebt



Weitere Stolpersteine in Max-Sachs-Straße 2:
Sachs, Max
Kaufmann, Edith
Ehrmann, Claire

Max Sachs wurde am 23. September 1883 im niederschlesischen Breslau (Wrocław) als Sohn eines jüdischen Bankiers geboren.
Er kam aus dem gehobenen Bürgertum, absolvierte eine kaufmännische Ausbildung, studierte zwischen 1902 und 1904 Handelswirtschaft, um schließlich 1907 in Tübingen im Bereich der Staatswissenschaften zum Dr. rer. pol. zu promovieren. Bereits während des Studiums sympathisierte Max Sachs mit der SPD, der er 1906 beitrat und für die er zunächst journalistisch tätig war. Ab Januar 1911 leitete Max Sachs die Wirtschaftsredaktion der "Dresdner Volkszeitung", später die Ressorts Innenpolitik, Außenpolitik und Handel, für die er bis zum Verbot durch die Nationalsozialisten im Frühjahr 1933 zuständig war. Zwischen 1922 und 1926 war Sachs zudem Mitglied der SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag und bearbeitete in erster Linie wirtschaftspolitische Themen, beriet zur Miet- und Wohnungspolitik sowie zur Versorgungssituation der Bevölkerung.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde er im März 1933 mit anderen Redakteuren der "Dresdner Volkszeitung" verhaftet, im Dresdner Polizeipräsidium festgehalten und misshandelt. In Folge einer erneuten Verhaftung "wegen Verdachts staatsfeindlicher Betätigung" wurde er in das Konzentrationslager Sachsenburg überführt. Wenige Tage nach seiner Ankunft erlag er am 5. Oktober 1935 den Folgen der körperlichen Misshandlungen. Max Sachs wurde in Bielefeld beigesetzt, wohin seine Ehefrau Maria und die Tochter Edith mittlerweile gezogen waren. Seine jüngere Tochter Ursula Klara flüchtete kurz vor der Verhaftung des Vaters nach Holland und gelangte später in die USA. Seine Frau erhielt 1948 per Gerichtsverfahren das enteignete Haus zurück und zog wieder nach Dresden. Der Hammerberg in Dresden-Briesnitz, wo die Familie Sachs wohnte, wurde 1945 in Max-Sachs-Straße umbenannt. Seine Schwester Erna Sachs kam mit ihrem Mann und den drei Kindern ebenfalls in einem Konzentrationslager ums Leben.
Maria Sachs, geborene Meyer, wurde um 1880 in Bielefeld als eines von 12 oder 13 Kindern geboren. Sie arbeitete in einer Spinnerei, wo sie sich in der Gewerkschaft engagierte. Sie war auch politisch aktiv und lernte in Bielefeld ihren späteren Mann, Dr. Max Sachs, kennen. Die beiden heirateten 1910. Tochter Edith kam 1912 zur Welt und Klara, die sich später Claire nannte, wurde 1916 in Dresden geboren. Ihr Mann leitete ab 1911 die Wirtschaftsredaktion der "Dresdner Volkszeitung", für die er bis 1933 schrieb. Zwischen 1922 und 1926 war er zudem Mitglied der SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialistien wurde er mehrmals verhaftet und erlag 1935 den Folgen der körperlichen Misshandlungen im Konzentrationslager Sachsenburg. Unmittelbar nach dem Tod ihres Mannes kehrte Maria Sachs nach Bielefeld zurück, wo sie Familie und Freunde hatte. Nach dem Krieg erhielt Maria Sachs das Haus der Familie in Dresden-Briesnitz zurück, wo sie auch kurzzeitig lebte. Etwa gleichzeitig erfolgte die Umbenennung der Straße, auf der sich das Wohnhaus von Familie Sachs befand, in Max-Sachs-Straße. Nach der erzwungenen Emigration der Töchter lebte Maria Sachs für ungefähr drei Jahre bei den Töchtern in den USA. Doch kehrte sie nach Bielefeld zurück, wo sie 1963 verstarb.
Ihre älteste Tochter Edith flüchtete um das Jahr 1935 über Holland nach Frankreich und schließlich nach New York, wo sie zeitlebens lebte. Sie kehrte ebenso wie ihre jüngere Schwester mehrmals nach Deutschland zurück, um sowohl die Mutter in Bielefeld als auch Dresden zu besuchen. Edith Kaufmann starb 2007 in Kalifornien. Die jüngere Tochter Claire war bereits früh politisch aktiv. In Dresden-Briesnitz war sie Mitglied des Sozialistischen Schülerbundes, auch nach 1933 engagierte sie sich in entsprechenden sozialdemokratischen Widerstandskreisen in Dresden. Im Zuge der Verhaftungen ihres Vaters 1935 gelang es Claire, gerade achtzehnjährig, aufgrund dieser Kontakte zum Widerstand im letzten Moment nach Holland zu fliehen, wo sie vom Tod von Max Sachs erfuhr. Zwischen 1936 und 1939 lebte sie in Paris und schrieb unter Pseudonym für sozialdemokratische Zeitungen. Im französischen Exil lernte sie ihren späteren Mann Henry Ehrmann kennen. Henry wurde mehrmals verhaftet, aufgrund ihrer politischen Aktivitäten erhielten sie aber über ein US-amerikanisches Rettungsnetzwerk ein Visum und verließen Frankreich in Richtung Spanien zu Fuß. Diese Fluchtroute wurde nach der erfolgreichen Ankunft in Lissabon häufiger genutzt. Ab 1940 lebte das Paar schließlich in den USA, wo Henry Ehrmann später eine Professur für Politikwissenschaften annahm. Ihr gesamtes Leben blieb Claire Ehrmann gesellschaftspolitisch und politisch aktiv, besonders engagiert war sie in der Frauenrechts- und Frauenwahlrechtsbewegung der USA. Nach Aussage des Sohnes litt sie aber auch bis zu ihrem Lebensende unter der erzwungenen Flucht und den Todesumständen des Vaters. Sie verstarb 2008 in Boulder, USA.

Die SPD-Landtagsabgeordnete Sabine Friedel und der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Dresden-Neustadt, Swen Steinberg, spendeten den Stein für Max Sachs im Jahr 2011. Die Stolpersteine für Maria Sachs, Edith Kaufmann und Claire Ehrmann wurden 2012 verlegt und von der Landtagsabgeordneten Dr. Eva-Maria Stange (SPD) und dem SPD-Ortsverein Dresden-West finanziert.

Dokumentation bei Dresden-Fernsehen

Quellen:
Angaben der Familienangehörigen

Arbeitskreis Gedenkbuch der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Dresden e.V. (2006): Buch der Erinnerung. Juden in Dresden: Deportiert, ermordet, verschollen. 1933-1945. Thelem Universitätsverlag Dresden, S. 313.

Osterroth, Franz (1960): "Sachs, Max (1883-1935)", in: Biographisches Lexikon des Sozialismus. Bd. 1, Hannover, S. 258f.

Steinberg, Swen (2010): "Sachs, Max", in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V., bearb. von Martina Schattkowsky, Online-Ausgabe: www.isgv.de/saebi/

Kaplan, Richard (1989): The exiles. [Dokumentarfilm von 116 Minuten]

Sheeler, Jim: "From Nazi terror to a place of hope in the 1940s, Claire Ehrmann fled over the Pyrenees to a life focused on social justice", in: Rocky Mountain News vom 26.01.2008.

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