Details

Viktor Bodländer

Kyffhäuser Straße 15, Blasewitz

HIER WOHNTE
VIKTOR BODLÄNDER
JG. 1868
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 13.11.1942



Weitere Stolpersteine in Kyffhäuser Straße 15:
Bodländer, Henriette

Viktor Bodländer erblickte am 28. September 1868 in Tarnowitz (Schlesien) als Sohn des Kaufmanns Josef Bodländer und seiner Frau Paula geb. Grünthal das Licht der Welt. Zehn Jahre später wurden seine Zwillingsbrüder Georg und Ismar Ernst geboren. Ob es weitere Geschwister gab, konnte nicht ermittelt werden. Viktor lernte vermutlich bei seinem Vater und war dann Kaufmann in Tarnowitz. Er heiratete Henriette Gitel Benger aus Kattowitz. Zwei Töchter sind von ihnen bekannt: Paula verh. Haas (*1897) und Gertrud (*1902) verh. Baginsky. Paula wurde Drogistin, Trude erlernte den Beruf einer Kinderkrankenschwester und bekam mit Wilhelm Baginsky 1927 in Berlin den Sohn Franz David.
1921 erwarb Viktor Bodländer das Dresdner Haus und Grundstück im Kyffhäuser Weg 15 von den Erben des Vorbesitzers. Nach dem Ersten Weltkrieg ging die Familie zunächst nach Breslau, 1931 zog das Ehepaar nach Dresden. Sie bewohnten das Erdgeschoss, während die 1. Etage ausgebaut wurde. Ab 1932 vermeldet das Dresdner Straßenregister, dass der Eigentümer des Grundstücks Kyffhäuser Weg 15 dort die 1. Etage bewohnt. Ab 1941 wird er mit dem Beinamen Israel geführt. Im Dresdner Adressbuch 1943-44, dessen Herausgabe Viktor Bodländer bereits nicht mehr erlebte, wird sein Wohnort mit „auswärts“ notiert.
Ab 1940 galt die Bodländer-Villa als „Judenhaus“, was einer Enteignung gleichkam, denn die Behörden konnten ihnen jederzeit jüdische Einquartierung zudiktieren. Fünf fremde Mietparteien sind bekannt. Laut den Archiven der jüdischen Gemeinde wohnte auch Karoline (Lina) Baginsky geb. Färber, die Schwiegermutter von Gertrud seit 1934 hier, sie scheint aber vor dem September 1942 verzogen zu sein.
Am 7. September 1942 wurde in Dresden ein LKW-Transport nach Theresienstadt zusammengestellt. Viktor und Henriette Bodländer sowie vier ihrer Mieter wurden so deportiert: Bianka Friedeberger geb. Rosenbaum, Julie Bauer geb. Kafka, Max Aaron Neumann und Klara Margarethe geb. Joachimsthal. Mit dem gleichen Transport wurde Jenny Jacoby, die Besitzerin des anderen Blasewitzer Judenhauses nach Theresienstadt gebracht.
In Theresienstadt werden sie Henriettes Schwester Mathilde verh. Schlesinger wiedergetroffen haben. Der Verbleib von Viktors Brüdern ist unbekannt.
Viktor Bodländer starb am 13. November 1942, einen Monat nach seiner Frau in den „Schleusenkrankenstuben“ in Theresienstadt, das waren kümmerliche Räume für Schwerkranke und Sterbende.
Die Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Dresden-Blasewitz hat sich zur Aufgabe gesetzt, durch die Verlegung von Stolpersteinen auf dem Gemeindegebiet an die Verfolgten des Naziregimes zu erinnern, so wie für Henriette und Viktor Bodländer im Jahr 2022.

Quellen
Stadtwiki Dresden: „Judenhäuser“, in: https://www.stadtwikidd.de/wiki/Judenh%C3%A4user [31.08.22]
Opferdatenbank des Instituts Terezínské Iniciative: www.holocaust.cz/en/database-of-victims/victim/6751-henriette-bodl-nder/ [31.08.22]
Landesarchiv Baden-Württemberg, Staatsarchiv Ludwigsburg: Wiedergutmachungsakte Paula Haas, geb. Bodländer EL 350 I Bü 35442.
Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) Projekt: Dresdner Adressbücher https://adressbuecher.sachsendigital.de/ [31.08.22]
Smits, René: „Benedenburen gevonden“ (Dt.: Nachbarn gefunden), Artikel vom 10.04.2011 über die Familie Baginski in www.joodsmonument.nl [31.08.22]
Nowojski, Walter / Klemperer, Hadwig (Hrsg.): Victor Klemperer Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten. Tagebücher 1933–1945. Aufbau Verlag Berlin 1995.
Archive:
Arolsen Archiv – Internationales Zentrum für NS-Opfer: https://arolsen-archives.org/ [31.08.22]
Yad Vashem Database of Shoa Victims, Jerusalem http://db.yadvashem.org/names [31.08.22]

Putzpate:
bereits vergeben

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