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Ursula Eva Reichenbach

Andreas-Schubert-Straße 44, Altstadt

HIER WOHNTE
URSULA EVA
REICHENBACH
JG. 1912
FLUCHT 1939
ENGLAND



Weitere Stolpersteine in Andreas-Schubert-Straße 44:
Isakowitz, Erich Max
Isakowitz, Hannelore
Isakowitz, Sofie
Reichenbach, Claus Peter
Reichenbach, Lotte
Reichenbach, Martin Joachim

Martin Joachim Reichenbach wurde am 8. März 1879 im mittelsächsischen Oederan geboren. Er studierte Jura in Leipzig und arbeitete als Rechtsanwalt am Arbeits- und Landesgericht in Dresden sowie als Notar in seiner Kanzlei auf der Wilsdruffer Straße 32. Bereits 1933 wurde ihm die Zulassung entzogen, und er arbeitete seitdem für Privatklienten weiter. Er war Mitglied der Fraternitatisloge und Auswanderungsberater für die jüdische Gemeinde in Dresden. Die Tochter Ursula Eva wurde am 24. Juli 1912 und Sohn Claus Peter am 20. April 1920 in Dresden geboren. Claus Peter (Peter C.) wurde noch vor 1933 Mitglied der Deutschen Lebensretter-Gesellschaft. Als einer der jüngsten Mitglieder hatte er das Lebensretter-Abzeichen abgelegt. Sein Ziel war es, Sportlehrer zu werden.
Martin Joachim Reichenbach wurde 1938 nach Dachau deportiert, wo er, schwer verletzt, entlassen wurde. 1936 gelang es der Familie, für Claus Peter eine Koch-Lehre in Schweden zu organisieren, wo er für anderthalb Jahre bis zum Ablauf seines Visums blieb. Nach weiteren Stationen in Nizza und Paris ging er mit gefälschter Arbeitserlaubnis nach Holland, von wo er 1938 ausgewiesen wurde. Freunde organisierten ihm eine Stelle als Steward auf einem Schiff. Im Herbst 1938 konnte er bei einem Zwischenstopp in Hamburg seine Eltern für eine Stunde ein letztes Mal wiedersehen.
Die Eltern mussten in eines der sogenannten Judenhäuser auf der Strehlener Straße 52 ziehen. Am 23./24. November wurden sie 1942 in das "Judenlager Hellerberg" deportiert. Die Gestapo hatte es in Zusammenarbeit mit der Zeiss Ikon AG eingerichtet, der auch das Gelände gehörte. Hier wurden die knapp 300 noch in Dresden verbliebenen Juden interniert. Da das Lager in der Dr.-Todt-Straße (heute Radeburger Straße) knapp außerhalb der Stadtgrenze lag, galt Dresden ab dem 23. November 1942 als "judenrein" bzw. "judenfrei". Die Lagerinsassen mussten pro Tag 60 Reichspfennige für Miete und Verpflegung zahlen. Sie verrichteten Zwangsarbeit in den Goehlewerken der Zeiss Ikon AG, wo sie Torpedozünder montierten. Am 1. März 1943 wurde das Lager zum Ersatzpolizeigefängnis erklärt und von der Bereitschaftspolizei bewacht. Nachdem am Abend des 2. März 1943 weitere 40 jüdische Gefangene aus Chemnitz sowie die noch in Dresden verbliebenen Angestellten der jüdischen Gemeinde hinzugekommen waren, wurden die Lagerinsassen zum Bahnhof Dresden-Neustadt transportiert. Dort wurden sie in Güterwaggons gezwungen. Am Abend des darauffolgenden Tages kam dieser Transport nach 24-stündiger Fahrt ohne Essen und Trinken am 3. März 1943 in Auschwitz-Birkenau an. Martin Joachim Reichenbach soll entweder auf dem Transportweg oder, vermutlich wie seine Frau Lotte, kurz nach Ankunft in Auschwitz ums Leben gekommen sein.
Peter C. Rickenback und seiner Schwester Ursula Eva, von der Familie Ussa genannt, gelang die Flucht nach England. Ursula Eva verstarb 1992. Peter C. Rickenback initiierte hochbetagt die Verlegung der Stolpersteine, verstarb aber während der Vorbereitungen im Juni 2015.

Quellen:
Angaben der Familie

Arbeitskreis Gedenkbuch der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Dresden e.V. (2006): Buch der Erinnerung. Juden in Dresden: Deportiert, ermordet, verschollen. 1933-1945. Thelem Universitätsverlag Dresden, S. 297.

Bundesarchiv, Gedenkbuch für die Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945 http://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/ [25.09.2014]

Putzpate:
bereits vergeben

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