Details

Hilda Margarete Bock

Helmholtzstraße 3b, Plauen

Hier wohnte
Hilda Margarete
Bock
geb. Chitz
Jg. 1907
Flucht 1939
Frankreich
China/USA
überlebt



Weitere Stolpersteine in Helmholtzstraße 3b:
Chitz, Dr. Arthur Oskar
Chitz, Gertrud Helene
Sheets, Dr. Herman Ernst

Arthur Oskar Chitz wurde am 5. September 1882 in Praha (Prag) in eine deutschsprachige jüdische Fabrikantenfamilie geboren. Bereits im Alter von zehn Jahren verlor er seine Eltern und wuchs fortan bei seinem Onkel mütterlicherseits auf. In Prag besuchte er eine katholische Klosterschule mit verstärktem Musikunterricht, wurde Kompositionsschüler und erhielt außerdem Klavier- und Geigenunterricht. An der Deutschen Universität in Prag, vorübergehend auch in Leipzig und Wien, studierte er naturwissenschaftliche Fächer, Philosophie und Musikgeschichte. 1905 wurde er mit der Arbeit "Die Hofmusikkapelle Kaiser Rudolfs II." zum Dr. phil. promoviert. Nach der Promotion war Arthur Chitz in Prag tätig, wo seine Kompositionen zum ersten Mal aufgeführt wurden. 1906 heiratete er Gertrud Helene Stern, die am 24. Mai 1884 ebenfalls in Prag geboren wurde. Sie war die Tochter des Chefredakteurs der "Bohemia" und wird als begabte Malerin, Schiftstellerin, Sängerin und Pianistin beschrieben.
Seit 1908 lebte die Familie in Dresden. Tochter Hildegard kam 1907 und ihre Bruder Herman Ernst 1908 zur Welt. Die Familie lebte 24 Jahre auf der Helmholtzstraße 3b. In Dresden nahm Arthur Oskar Chitz ein Studium der Chemie an der Technischen Hochschule auf, um später im Unternehmen seines Onkels arbeiten zu können und damit finanziell unabhängig zu sein. Er arbeitete als Dozent für Musiktheorie und Musikgeschichte und als Korrepetitor an der Dresdner Hofoper. In den Jahren 1915 bis 1933 gehörte er zu den aktivsten Pianisten und Cembalisten im ganzen sächsischen Raum sowie in Berlin, Prag, Budapest und Breslau. Darüber hinaus war er 1918 bis 1933 als Kapellmeister und Musikdirektor am Dresdner Schauspielhaus angestellt, später wurde er Mitglied von dessen Künstlerischem Beirat.
1915 wurde Chitz in die Österreichische Armee einberufen und erhielt im selben Jahr das Sächsische Verdienstkreuz. Am 1. Januar 1934 wurde er unter Berufung auf das "Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" aus dem Theaterdienst entlassen, zwangsweise in den Ruhestand geschickt und ab 1936 auch aus der "Reichsfachschaft Komponisten der Reichsmusikkammer" ausgeschlossen. Weil Chitz evangelisch getauft war, blieb ihm auch das Musikleben im Rahmen des Jüdischen Kulturbundes versperrt. Im Zuge der Verhaftungen nach der "Reichskristallnacht" 1938 wurde er vorübergehend im Konzentrationslager Buchenwald inhaftiert. 1940 musste das Ehepaar Chitz in das Dresdner "Altersjudenhaus" am Lothringer Weg 2 ziehen, wo zu ihren Nachbarn auch Victor Klemperer gehörte.
In der Nacht vom 20. zum 21. Januar 1942 wurde Arthur Chitz mit seiner Frau vom Bahnhof Dresden-Neustadt aus nach Skirotava bei Riga deportiert, wo er beim Eisenbahnbau arbeiten musste. Die genauen Todesumstände sind nicht bekannt, vermutlich starb er 1944 im Konzentrationslager Riga-Kaiserwald. Herman Ernst berichtet über seine Mutter Gertrud Helene Chitz, dass sie vermutlich auf dem Fußmarsch nach Dresden verstarb, nachdem sie auf einem Schiff von Riga nach Stettin gelangt war. Andere Quellen gehen davon aus, dass sie im Konzentrationslager Riga-Kaiserwald im November 1943 ums Leben kam.
Alle Versuche der beiden Kinder, ihre Eltern in Sicherheit zu bringen, schlugen fehl. Tochter Hildegard floh 1939 über Frankreich und China (Shanghai) in die USA und Herman Ernst konnte über die Tschechoslowakei ebenfalls in die USA fliehen. Dr. Herman Ernst Sheets, wie er sich seit 1939 nannte, verstarb 2006. Seine Schwester Hilda Margarete Bock verstarb 1984.
Die Patenschaft für die Stolpersteine der Familie Chitz/Sheets übernahmen Familie Schindler, Dr. Matthias Rößler sowie die Angehörigen. Die Verlegung der Stolpersteine fand in Anwesenheit der aus den USA angereisten Familienangehörigen statt.

Quellen:
Angaben der Familie

Arbeitskreis Gedenkbuch der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Dresden e.V. (2006): Buch der Erinnerung. Juden in Dresden: Deportiert, ermordet, verschollen. 1933-1945. Thelem Universitätsverlag Dresden, S. 65f.

Das Gedenkbuch des Bundesarchivs für die Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung in Deutschland (1933-1945): www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/ [letzter Zugriff 22.11.2013]

Schindler, Agata: "Verfemte Musiker in Dresden: Arthur Chitz und andere. Ein Beitrag zum Forschungsprojekt "Aktenzeichen unerwünscht", in: Herrmann, Matthias et el (2002): Dresden und die avancierte Musik im 20. Jahrhundert. Teil II: 1933-1966. Bericht über das Kolloquium vom 7.-9. Oktober 1998 in Dresden. S. 259-273.

Schindler, Agata: "Bruchstücke aus dem Leben und Wirken eines Musikers. Zum 120. Geburtstag von Arthur Chitz, dem ehemaligen Musikdirektor des Schauspielhauses", in: Ostragehege. Zeitschrift für Literatur, Kunst. 2002b, Heft 3, Nr. 27, S. 52-55.

Schindler, Agata (2007): "Arthur Chitz", in: Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit (LexM), Musikwissenschaftliches Institut, Universität Hamburg: http://www.lexm.uni-hamburg.de/object/lexm_lexmperson_00002394;jsessionid=EB6EA1FD00424D4D068B7D7D3A2B996E?wcmsID=0003&XSL.lexmlayout.SESSION=lexmperson_all [letzter Zugriff 22.11.2013]

Sheets, Herman Ernst et al. (2007): Starting Over. The Life of Herman Ernst Sheets. Ed. By Pat McNees.

Putzpate:
bereits vergeben

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