Details

Julie Salinger

Bayreuther Straße 14, Plauen

Hier wohnte
Julie Salinger
geb. Braun
Jg. 1863
deportiert 1942
Theresienstadt
ermordet 16.9.1942



Weitere Stolpersteine in Bayreuther Straße 14:
Wieselmann, Max
Wieselmann, Heinz
Wieselmann, Cecilie Lotte

Julie Salinger, geborene Braun, wurde am 31. Juli 1863 im ostpreußischen Ortelsburg (Polnisch Szczytno) geboren.
Ihr Ehemann Julius Israel Salinger, der bereits 1921 verstarb, war Mitinhaber einer Schuhwarenfabrik. 1887 wurde Sohn Paul geboren, der später Rechtsanwalt wurde. Familie Salinger kam vermutlich 1898 nach Dresden, wo sie aktive Mitglieder der Israelitischen Religionsgemeinde zu Dresden wurden. Julius Salinger war Gemeinderatsmitglied und Paul Salinger war zwischen 1925 und 1932 geschäftsführender Vorsteher der Gemeinde. Julie Salinger gehörte inner- und außerhalb der Israelitischen Religionsgemeinde zu den Gründerinnen mehrerer sozialer Frauenvereine, so beispielsweise des 1902 gegründeten Schwesternbundes der Fraternitatisloge. Außerdem gab sie Anregungen zum Aufbau eines Gemeinde-Kinderhorts und war viele Jahre Leiterin des Dresdner Rechtsschutzvereins für Frauen.
Zu den Wahlen im Februar 1919 kandidierte sie erfolgreich auf der Liste der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP) für den Sächsischen Landtag und gehörte damit zu jenen drei Frauen, die erstmals einem Landesparlament in Sachsen angehörten. Das Hauptaugenmerk ihrer parlamentarischen Arbeit galt der sozialen und gesellschaftlichen Gleichstellung der Frauen. Daneben beschäftigte sie sich mit Fragen des Bildungs- und Gesundheitswesens. In ihrer Funktion als Landtagsabgeordnete setzte sie sich außerdem für die Sicherung eines Existenzminimums ein, für eine verbesserte Ausbildung von Frauen und Mädchen sowie für Unterstützungssätze für Erwerbslose und gleiche Rentenvergütung. Sie forderte mehrmals die Anhörung von sachkundigen Frauen und bat stets innerparteiliche Meinungsverschiedenheiten so lange zurückzustellen, bis die dringendsten sozialen Probleme geklärt sein würden.
Julie Salinger war auch außerparlamentarisch aktiv. Bis Ende der 1920er Jahre gehörte sie beispielsweise dem Landesverband sächsischer Frauenvereine an. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten blieb sie in Dresden, Hinweise auf Auswanderungsabsichten gibt es nicht. Ab 1940 musste sie mit ihrer ebenfalls verwitweten Schwester in das "Judenhaus" auf der Bautzner Straße 20 ziehen. Mit dem Transport V/5 wurde sie am 25. August 1942, bereits 79-jährig gemeinsam mit ihrer Schwester nach Theresienstadt deportiert, wo sie kurz darauf am 16. September 1942 ums Leben kam.
Ihr Enkel Wolfgang J. Salinger verstarb 2009 in San Francisco im Alter von 92 Jahren. Er lebte über 40 Jahre in Argentinien, bevor er in die USA ging, wo seine Familie noch immer lebt.

Die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen Dresden spendete diesen Stolperstein 2012.

Quellen:
Arbeitskreis Gedenkbuch der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Dresden e.V. (2006): Buch der Erinnerung. Juden in Dresden: Deportiert, ermordet, verschollen. 1933-1945. Thelem Universitätsverlag Dresden, S. 314.

Adreßbuch für Dresden und Vororte 1934. Adreßbuchverlag der Dr. Güntzschen Stiftung, Dresden 1934, S. 669.

Kirsch, Ingrid: "Julie Salinger – eine der ersten Frauen im Länderparlament Sachsens", in: Dresdner Hefte. Beiträge zur Kulturgeschichte: Caroline, Berta, Gret und die anderen. Frauen und Frauenbewegung in Dresden. Bd. 62, 2000, S. 85-88.

Vogel, Lutz (2007): "Salinger, Julie", in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V., bearb. von Martina Schattkowsky, Online-Ausgabe: www.isgv.de/saebi/ [letzter Zugriff 19.11.2012]

Vogel, Lutz (2007): "Parlamentsarbeit einer Novizin. Julie Salinger im Sächsischen Landtag 1919-1922", in: Medaon. Magazin für jüdisches Leben in Forschung und Bildung. 1/2007, Online-Ausgabe: http://www.medaon.de/pdf/M-Vogel-1-2007.pdf [letzter Zugriff 19.11.2012]

Putzpate:
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